Erklärfilme
Ihr Einstieg auf dem Weg zur Börse
Schritt für Schritt vom Sparen zum Anlegen
Welche Möglichkeiten bietet mir die Börse? Wie eröffne ich ein Wertpapierdepot? Wie handele ich eine Aktie? Diese und viele weitere Fragen beantworten unsere unterhaltsamen Erklärfilme und kurzen Informationstexte.
Kapitel 1
Auf der Suche nach Rendite
Kapitel 2
So funktioniert die Börse
Kapitel 3
Aktien – an Unternehmen teilhaben
Kapitel 4
Wegweiser für die Aktienauswahl
Kapitel 5
Fakten zur Aktie – immer informiert sein
Kapitel 6
Die Handelsplätze der Deutschen Börse
Kapitel 7
So wird der Aktienpreis ermittelt
Kapitel 8
Grundregeln für Aktionär*innen
Kapitel 9
Es geht los: Depot eröffnen
Kapitel 10
Die erste Order aufgeben
Kapitel 11
Anleihen
Kapitel 12
ETFs ‒ Exchange-traded Funds
Kapitel 13
Investmentfonds
Kapitel 14
Optionsscheine
Kapitel 15
Zertifikate
Kapitel 1
Auf der Suche nach Rendite
Haben Sie auch beschlossen, Ihr Geld an der Börse anzulegen, benötigen vorab aber noch weitere Informationen? Oder gehören Sie zu den Menschen, die in Aktien überwiegend Risiken vermuten und denken, ihnen fehle ein ausreichendes Vermögen, um an der Börse investieren zu können? Diese Vorbehalte möchten wir beseitigen und liefern Ihnen hier mehrere gute Gründe, die für eine Geldanlage in börsengehandelte Wertpapiere sprechen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie über mehr oder weniger Vermögen verfügen.
Aktien sind eine ideale Alternative zu Sparbüchern und Festgeldkonten
Verzinste Vermögensanlagen wie Sparbücher, Fest- und Tagesgeldkonten gelten in Deutschland immer noch als sichere Anlagen. Das derzeitige Zinsniveau aber liegt auf einem historischen Tiefpunkt. Die niedrigen Zinsen gleichen den Wertverlust des Geldes durch die Inflationsrate kaum aus.
Aus dieser schwierigen Lage für Zinssparer*innen bieten Unternehmensanteile, also Aktien, einen Ausweg. Dank der niedrigen Zinsen können sich börsennotierte Unternehmen günstig Kapital beschaffen, was den Wert der Aktien dieser Unternehmen erhöht. Von der positiven Entwicklung eines Unternehmens können Aktionär*innen zweifach profitieren: einmal durch die mögliche jährliche Ausschüttung des Unternehmensgewinns, die Dividende, und durch mögliche Kurssteigerungen. Auch gegen Inflation sind Aktien besser gewappnet als etwa das herkömmliche Sparbuch. In der Vergangenheit schnitten Aktien mit hohen durchschnittliche Renditen (Kursgewinn und Dividende) fast immer besser ab.
Allerdings sind Geldanlagen in Wertpapieren auch risikoreicher als andere Vermögensanlagen. Im Gegensatz zum Sparbuch kann es bei Wertpapieren zu Kursverlusten kommen. Solche Verlustrisiken können durch langfristige Anlagestrategien und durch Streuung des Kapitals minimiert werden.
Börsenanlagen sind unkompliziert und flexibel

Wenn Sie Ihr Geld z. B. langfristig in die Entwicklung der Unternehmen im DAX®-Index anlegen, investieren Sie in einen der stabilsten Aktienindizes weltweit. In der Vergangenheit brachte ein Investment in die Aktien des DAX über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren keine Verluste. Diese Stabilität übertrifft die Renditen aus Sparbuch- und Tagesgeld-Zinssätzen bei Weitem.

Aktienhandel an der Börse ist Vermögensanlage und Altersvorsorge zugleich
Ein Aktienkauf an der Börse eignet sich als Vermögensanlage und damit auch als zusätzliche Altersvorsorge. Die Kursentwicklung der vergangenen Jahre belegt, dass sich mit einer langfristig orientierten Anlage das Risiko von Aktien deutlich verringern lässt.
Wie das DAX-Beispiel zeigt, empfiehlt es sich besonders, auf lange Sicht in Wertpapiere zu investieren. Wer 15 oder mehr Jahre an der Börse investiert war, konnte in der Vergangenheit mit einem breit gestreuten Aktiendepot durchschnittliche Jahresrenditen von 8 Prozent erzielen.
Hierzu ein einfaches Rechenbeispiel: Ein Anfangsvermögen von 10.000 € wächst bei einer durchschnittlichen Rendite von 8 Prozent innerhalb von zehn Jahren auf 21.589 €, das ist mehr als eine Verdopplung.
Geduld zahlt sich an der Börse aus. Kurssteigerungen von Wertpapieren erfolgen oft mit zeitlicher Verzögerung. Wenn Sie Ihre Aktienanlagen breit streuen und für mehrere Jahre investieren, verwandelt sich das Risiko kurzfristiger Aktieninvestments in eine langfristige Berechenbarkeit. Somit werden Aktien zu einem Instrument der Vermögensanlage und der ergänzenden Altersvorsorge.
Für ein Börsen-Investment benötigen Sie kein großes Vermögen
„Ich soll mein Geld an Börse anlegen? Benötige ich dafür nicht großes Vermögen?“ Solche und ähnliche Bedenken sind unbegründet. Entscheidend für den Erfolg an der Börse ist nicht das Einstiegskapital, sondern ein langfristiger Anlagehorizont und eine gute Streuung in verschiedene Werte. Banken und Online-Broker bieten Sparpläne an, bei denen man regelmäßig einen festen Betrag in Aktien oder Fonds investieren kann. Damit lässt sich auf lange Sicht eine nicht unerhebliche Sparsumme erzielen.
Investments in Unternehmen an der Börse eignen sich somit für alle, die ihre Vermögensanlage selbst in die Hand nehmen möchten. Unsere Serie „Einstieg“ auf boerse-frankfurt.de bietet Ihnen einfach verständliche Details zu den vielfältigen Anlagemöglichkeiten. So werden Sie fit, morgen Ihr Depot zu eröffnen.
Renditedreieck
Die langfristigen Renditen der DAX-Aktien werden vom Deutschen Aktieninstitut, kurz DAI, visuell dargestellt und jährlich aktualisiert. Das DAX-Rendite-Dreieck ist mit Zusatzinformationen im Original auf der Website das DAI abrufbar.
Kapitel 2
So funktioniert die Börse
Ein moderner Marktplatz für das Kaufen und Verkaufen
Im Grunde ist die Börse ein gut organisierter Marktplatz, auf dem Käufer*innen und Verkäufer*innen zum Handel von Wertpapieren zusammenkommen. Marktplätze kennen wir aus unserem Alltag. An ihrem Grundprinzip hat sich seit Jahrhunderten wenig geändert: Menschen treffen sich dort zum Kauf und Verkauf von Waren jeglicher Art. Händler*innen bieten ihre Ware an und Käufer*innen kommen, um diese Ware zu kaufen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Dieses Prinzip bestimmt auch den heutigen Börsenalltag.
Allerdings verlief der Handel an der Börse früher von Angesicht zu Angesicht, auf dem Börsenparkett. Heute werden die Handelsgeschäfte nahezu ausschließlich elektronisch getätigt. Aktien und andere Wertpapiere gibt es kaum noch in physischer Form. Dieser moderne, virtuelle Marktplatz hat den Vorteil, dass er zahlreiche handlungswillige Marktteilnehmer von der ganzen Welt auf einmal zusammenbringt und ein hohes Handelsaufkommen, Liquidität genannt, ermöglicht. Außerdem sorgt ein organisierter, regulierter Marktplatz wie eine Börse dafür, dass die Preise für die gehandelten Produkte, in diesem Fall Finanzinstrumente wie Wertpapiere, fair und transparent sind und es zwischen der Kauf- und der Verkaufsseite nicht zu Missverständnissen kommt.
Die eigentlichen Käufer*innen und Verkäufer*innen der Wertpapiere treten übrigens seit jeher meist nicht direkt in Kontakt miteinander. Das übernehmen Mittler wie die Depotbanken, Broker und/oder Wertpapierhandelshäuser. Welche Personen beteiligt sind, hängt vom jeweiligen Marktplatz ab. Allerdings kommen auch private Anleger*innen dank der Computer-Technik sehr nah an die Börse heran. Zum Beispiel werden online aufgegebene Aufträge privater Investor*innen von den Depotbanken direkt in das Handelssystem geleitet.

Fairness dank Börsengesetz und Marktaufsicht
Transparenz und die Gleichbehandlung aller Marktteilnehmer ist das oberste Prinzip des börslichen Handels. Er ist deswegen u. a. durch EU-Verordnungen, Börsengesetz und Wertpapierhandelsgesetz streng reguliert. Den öffentlich-rechtlichen Auftrag zum Betrieb einer Börse vergeben die Bundesländer, für die Frankfurter Börse also das hessische Wirtschaftsministerium. Die Börsenaufsichtsbehörden der Länder überwachen den Betrieb. Wichtige Entscheidungen trifft der Börsenrat, der von den Marktteilnehmern gewählt wird. Er ist das oberste Organ einer Börse. Die Zulassung der Wertpapiere und der einzelnen Händler*innen übernimmt die Börsengeschäftsführung. Der Handel selbst wird von der Handelsüberwachungsstelle (HÜSt) beaufsichtigt, an die sich Anleger*innen mit Fragen zur Ausführung ihrer Börsengeschäfte auch direkt selbst wenden können. Auf oberster Ebene stellt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, die Funktionsfähigkeit der Märkte in Deutschland sicher. Die BaFin ist auch dafür zuständig, dass Unternehmen ihren Veröffentlichungspflichten nachkommen und verfolgt Insider-Handel von Personen mit Informationsvorsprüngen.
Im Fall der Frankfurter Börse sind die Deutsche Börse AG und die Börse Frankfurt Zertifikate AG die Betreiber. Die Deutsche Börse handelt somit nicht selbst, sie organisiert vielmehr den Handel. Sie stellt die Infrastruktur bereit, definiert Regeln und überwacht deren Einhaltung.
Die Aufgaben der Börse in einer Volkswirtschaft auf einen Blick
- Effiziente, geregelte und kontrollierte Handelsplätze bereitstellen
- Angebot und Nachfrage bündeln und zusammenführen
- Größtmögliche Transparenz und Gleichbehandlung der Anleger*innen sichern
- Marktdaten, v. a. Preise und Umsatzzahlen, veröffentlichen
- Unternehmen zur Finanzierung einen Zugang zum Kapitalmarkt über Wertpapiere bieten
Die verschiedenen Handelsplätze der Deutschen Börse
Für das Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren an der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB®) können Sie zwischen zwei Handelsplätzen wählen: dem vollelektronischen Handelsplatz Xetra® und dem Spezialistenhandel auf dem Parkett des Börsenplatzes Frankfurt.
Xetra: der elektronische Handelsplatz
Über 90 Prozent des gesamten Aktienhandels in Deutschland gehen heute über den elektronischen Handelsplatz Xetra. Über Xetra können Sie börsentäglich von 9 bis 17:30 Uhr die meisten deutschen und wichtige internationale Aktien sowie Exchange Traded Funds und Products – das sind Indexfonds, Rohstoffverbriefungen u. Ä. – kaufen und verkaufen. In Xetra treffen Kauf- und Verkaufsaufträge in einem zentralen, offenen Orderbuch aufeinander. Im Orderbuch stehen sich die Aufträge gegenüber und das Handelssystem prüft automatisch jede Kauf- und Verkaufsorder auf ihre Ausführbarkeit. Passen Aufträge zusammen (Matching), werden die Transaktionen sofort ausgeführt (Execution). Das offene Orderbuch gewährleistet ein größtmögliches Maß an Transparenz für Investor*innen.
Xetra ist der Referenzmarkt für den börslichen Handel großer deutscher Aktien. An keinem anderen Börsenplatz der Welt werden höhere Umsätze zu marktgerechten Preisen in diesen Wertpapieren erzielt. Wer hier handelt, profitiert von höchster Liquidität und fairen Preisen. Auf Basis von Xetra-Preisen wird sekündlich der deutsche Leitindex DAX® ermittelt. Der DAX wird aus den Kursen der 40 umsatzstärksten deutschen Unternehmen berechnet und ist der meistbeachtete Indikator für die aktuelle Entwicklung der deutschen Wirtschaft.
Der Parketthandel: persönliche Betreuung durch Spezialisten am Börsenplatz Frankfurt
Kommen wir zum Parketthandel, der im großen Handelssaal der Frankfurter Börse stattfindet. Den Saal kennen Sie mit Sicherheit aus Fernsehberichten. Am Börsenplatz Frankfurt können Privatanleger*innen etwa 1,5 Mio. Wertpapiere deutscher und internationaler Emittenten kaufen und verkaufen. Dazu zählen alle deutschen und sehr viele internationale Aktien, Fonds, Anleihen sowie Zertifikate und Optionsscheine. Hier unterstützen Mitarbeitende von Wertpapierhandelshäusern, sog. Spezialisten, den Handel und sorgen für entsprechende Liquidität, indem sie Angebotspreise und -mengen veröffentlichen. Dabei orientieren sie sich an der aktuellen Marktlage und versuchen, den Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreisen (Spread) so gering wie möglich zu halten. Anleger erhalten faire Preise, auch in wenig gehandelten Wertpapieren.
Als Privatanleger*in können Sie nicht einfach direkt an die Börse gehen und handeln. Dafür benötigen Sie ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Broker. Bei der Aufgabe Ihrer Order können Sie allerdings selbst entscheiden, auf welchem Handelsplatz Ihr Auftrag ausgeführt werden soll: Entweder Sie erteilen Ihre Order über Xetra und profitieren von hoher Liquidität und transparenten Preisen oder Sie handeln über Börse Frankfurt mit persönlicher Betreuung durch zertifizierte Spezialist*innen. Wenn Sie auf Services wie Beratung verzichten und Ihr Depot bei einer günstigeren Direktbank eröffnen, haben Sie mitunter den Eindruck, direkt an der Börse aktiv zu sein: Ihre Aufträge können Sie unter Umständen im offenen Xetra-Orderbuch oder auch als Angebotspreis der Spezialisten online wiederfinden – falls das Geschäft nicht ohnehin sofort ausgeführt wurde.
Kapitel 3
Aktien – an Unternehmen teilhaben
Wenn ein Unternehmen expandieren möchte und dafür neue Maschinen kaufen oder neue Mitarbeiter*innen einstellen muss, benötigt es Kapital. Dieses kann es sich über verschiedene Wege besorgen. Etwa über einen Bankkredit, eine Anleihe oder eben über Aktien. Aktien gibt es seit dem Mittelalter. Im 17. Jahrhundert wurden sie verstärkt von niederländischen Handelsgesellschaften ausgegeben, um kostspielige Schiffsfahrten nach Asien zu finanzieren. Mit Aktien verkauft ein Unternehmen Anteilsrechte und beteiligt Menschen am Unternehmen, die dann zu Miteigentümer*innen, sog. Aktionär*innen, werden. Kurz und knapp:
Aktien sind Anteile am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft. Sie sind handelbare Unternehmensanteile.
Heute können Aktien von Aktiengesellschaften (AG) oder Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA) begeben, d. h. herausgegeben oder verkauft werden. Geht ein Unternehmen an die Börse und verkauft das erste Mal Anteile an viele Anleger*innen, so nennt man diesen Börsengang IPO, kurz für "Initial Public Offering". Beim Börsengang erhält das Unternehmen das Geld für den Verkauf seiner Aktien und damit für seine geplanten Investitionen. Börsengänge finden am sog. Primärmarkt statt, dort werden Aktien das erste Mal begeben. Der nachfolgende Handel der Aktie durch die Anleger*innen erfolgt dann auf dem sog. Sekundärmarkt.
Die Rechte der Aktionär*innen
Mit dem Besitz der Aktien sind für die Anteilseigner*innen wichtige Rechte verbunden, u.a.
- Sie bekommen ihrem Anteil entsprechend einen Anteil am Gewinn, die Dividende.
- Sollte die Gesellschaft aufgelöst werden, erhalten sie auch den Anteil am Liquidationserlös.
- Wenn das Unternehmen weitere Aktien ausgeben will, bekommen die bisherigen Aktionär*innen Bezugsrechte, damit ihr Anteil am Unternehmen unverändert bleibt.

Ein weiteres Recht der Anteilseigner*innen ist die Teilnahme an der jährlichen Hauptversammlung, auf der wichtige Belange des Unternehmens verabschiedet werden. Dort haben sie auch ein Stimmrecht, wenn sie Stammaktien besitzen.
Die verschiedenen Arten von Aktien
Es gibt also verschiedene Typen von Aktien. Die wichtigste Unterscheidung aus Sicht der Anleger*innen ist die zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien. Vorzugsaktien sind nicht mit einem Stimmrecht verbunden, zum Ausgleich ist die Dividende meist etwas höher.
Eine weitere wichtige Unterscheidung ist die nach der Art der Übertragung. Bei Inhaberaktien reicht der Besitz, sie sind somit formlos übertragbar und übereigenbar. Bei der anderen Form, den Namensaktien, wird der Name des*der Besitzer*in in ein Aktienbuch eingetragen. Bei vinkulierten Namensaktien muss die Aktiengesellschaft einer Eintragung sogar zustimmen.
Ist die Aktiengesellschaft erfolgreich, profitieren auch die Aktionär*innen
Macht ein Unternehmen Gewinn, bringt dies natürlich auch den Aktionär*innen etwas: Als Anteilseigner*innen sind sie am Gewinn beteiligt. Ein Teil des Unternehmensgewinns, dessen Höhe auf der jährlichen Hauptversammlung der Aktiengesellschaft beschlossen wird, wird als Dividende an die Aktionär*innen ausgeschüttet. Bei guter Wirtschaftslage steigt zudem vermutlich auch der Preis der Aktie, denn sind weitere potenzielle Anleger*innen davon überzeugt, dass das Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich sein wird, wollen auch sie Aktien des Unternehmens erwerben. Damit steigen Nachfrage und Kurs der Aktie an der Börse.
So setzt sich der Kurs einer Aktie zusammen
Der Kurs, also der Preis einer Aktie, orientiert sich folglich an den Erwartungen an die künftige Entwicklung und möglichen Gewinne eines Unternehmens. Aufgrund unterschiedlicher Erwartungen von Anleger*innen über die künftige Unternehmensentwicklung, werden Aktien oft parallel gekauft und verkauft. Käufer*innen erwarten eine positive Unternehmensentwicklung. Verkäufer*innen schätzen die Entwicklung vorerst als beendet ein, oder möchten durch den Verkauf Kursgewinne realisieren.
Niedrige Zinsen machen ein Aktien-Investment noch attraktiver
Eine besonders gute Nachricht für alle, die einem Aktienkauf noch zögerlich gegenüberstehen: Dank der aktuell niedrigen Zinsen können sich Unternehmen besonders günstig Kapital beschaffen, was die Kosten senken und so den Gewinn steigern kann. Außerdem ist es bei dieser Zinslage für Unternehmen leichter zu investieren und zu expandieren. Aktien bieten zudem deutlich lukrativere Renditechancen als festverzinste Vermögensanlagen, was insgesamt zu einer steigenden Nachfrage nach Aktien führen kann und damit zu einer Wertsteigerung des investierten Geldes. Auch gegen Inflation sind Aktien resistenter als etwa das herkömmliche Sparbuch, da sie als Unternehmensanteil ein Sachwert sind, ähnlich wie eine Immobilie. Alles, was Sie benötigen, um Aktien zu kaufen, ist ein Depot bei Ihrer Bank.
Kapitel 4
Wegweiser für die Aktienauswahl
An der Börse Frankfurt können Sie Ihr Geld in rund 1.000 heimische und 11.000 internationale Aktien anlegen; so viele Anlagemöglichkeiten sorgen für die Qual der Wahl. Aber schon ein paar grundlegende Hinweise und Kennzahlen helfen, sich selbstbewusst auf dem Börsenparkett zu bewegen und die passende Aktie auszuwählen.
Setzen Sie anfangs auf bekannte Unternehmen
Da Sie sich mit dem Kauf einer Aktie an einem Unternehmen beteiligen, sollten Sie sich im Vorfeld möglichst intensiv über das Unternehmen informieren. Machen Sie sich mit dem Unternehmen vertraut: Wo hat das Unternehmen seinen Sitz? Womit beschäftigt es sich, was ist der Unternehmenszweck, wie sieht das Geschäftsmodell aus? Börseneinsteiger*innen sollten sich auf Unternehmen konzentrieren, die sie kennen und verstehen.

Eine wichtige Orientierungshilfe bietet zudem die Branche, in der das Unternehmen tätig ist. Je mehr Sie sich in einer Branche auskennen, desto fundierter fällt Ihre Auswahl eines Unternehmens aus. Viele Anleger*innen beschäftigen sich z. B. nur mit Aktien von Firmen, die in derselben Branche tätig sind wie sie selbst. Behalten Sie aber auch die Zukunftsperspektiven im Auge.
Geschäftstätigkeit: Achten Sie auf die Produkte des Unternehmens
Wir empfehlen, das Produkt- oder Service-Angebot des Unternehmens, von dem Sie Aktien kaufen möchten, genau unter die Lupe zu nehmen. Handelt es sich bei den Produkten um innovative und konkurrenzfähige Waren oder Dienstleistungen? Informationen zu Trends und technischen Neuerungen finden Sie online oder in Zeitungen und Magazinen. Diese helfen Ihnen einzuschätzen, ob die jeweiligen Produkte eine erfolgreiche Marktposition besetzen können. Sie als Anleger*in sollten von der Marktfähigkeit der Produkte überzeugt sein. Vertrauen ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Anlage.
Fakten und Zahlen für den schnellen Überblick
Ein weiteres wichtiges Kriterium bilden Unternehmenskennzahlen. Mit etwas gesundem Menschenverstand verstehen Sie grundsätzliche Kennzahlen der Unternehmensbewertung auch ohne betriebswirtschaftliches Fachwissen. Eine nützliche Größe kann das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sein. Es gibt an, wie hoch ein Unternehmen – gemessen am Gewinn – bewertet wird. Das historische KGV von DAX-Aktien liegt im Schnitt bei 15. Ein KGV von 15 bedeutet, dass die Unternehmen mit dem 15-fachen Jahresgewinn bewertet werden. Diese Unternehmen benötigen also 15 Jahre, um den eigenen Wert durch Gewinne zu verdienen. Wachstumsunternehmen, an deren Geschäftsmodelle Anleger*innen große Erwartungen haben, die aber im Augenblick noch keine Gewinne machen, haben meist ein vergleichsweise hohes KGV.
Eine weitere nützliche Kennzahl zur Aktienbewertung ist die Dividendenrendite, das ist die Dividendenzahlung je Aktie dividiert durch den aktuellen Preis mal 100. Sie gibt an, wie viel Prozent Rendite eine Aktie durch die Dividendenzahlung erwirtschaftet. Da Aktienpreise stark variieren, ist die Dividendenrendite am aussagekräftigsten, wenn die erwartete Dividende zugrunde gelegt wird.
Ebenfalls viel beachtet werden der Cashflow (dt.: Zahlungsstrom), definiert als Saldo der Einzahlungen und Auszahlungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums, der Buchwert je Aktie oder die Eigenkapitalrendite.

Diese Unternehmensgrößen sind in der Regel für alle Interessierten einsehbar, entweder im Finanzteil von Tageszeitungen oder in den zahlreichen Online-Finanzportalen. Umfangreiche Kennzahlen zu den in Frankfurt börsennotierten Unternehmen finden Sie z. B. auf boerse-frankfurt.de. Die Unternehmen selbst stellen dazu ebenfalls Daten zur Verfügung, u. a. in ihren Jahresberichten und Geschäftsprognosen. Häufig sind diese Daten auf den Firmen-Websites einzusehen.
Nachdem Sie sich gründlich informiert haben, sind Sie für Ihre erste Anlageentscheidung gut gerüstet. Dazu suchen Sie sich ein oder mehrere Unternehmen heraus, die Sie interessant finden und beobachten zunächst deren Aktienentwicklung. Wie das geht? Sie können sich z. B. bequem und kostenlos eine persönliche Liste auf www.boerse-frankfurt.de/watchlist anlegen. So behalten Sie die für Sie relevanten Wertpapiere und Informationen ständig im Blick.
Analysen: nützliche Informationsquellen für die Aktienauswahl
Die zentrale Aufgabe von Aktienanalyst*innen ist die systematische Bewertung von Unternehmen. Analyst*innen spezialisieren sich meist auf einzelne Unternehmen und Branchen. Ihre Ergebnisse, Aktien-Research, genannt, stellen sie professionellen Investor*innen zur Verfügung. Diese Research-Reports sind nicht immer frei zugänglich, die Zusammenfassung jedoch wird in der Regel über Nachrichtenagenturen veröffentlicht, meist in Form einer Empfehlung – untergewichten (verkaufen), halten oder übergewichten (kaufen); jeweils mit dem erwarteten Kursziel.
Tipps für die Suche nach der passenden Aktie
- Sammeln Sie Informationen über die Unternehmen, mit deren Aktien Sie handeln möchten.
- Informieren Sie sich über die Branche und das Produktangebot der Unternehmen.
- Ziehen Sie Unternehmenskennzahlen zu Rate (KGV, Cashflow, Buchwert, Dividendenrendite, Eigenkapitalrendite etc.).
- Legen Sie eine persönliche Watchlist Ihrer Aktien auf boerse-frankfurt.de an.
- Machen Sie es wie die Profis: Konzentrieren Sie sich auf bis zu max. fünf Aktien.
Kapitel 5
Fakten zur Aktie – immer informiert sein
Informationen sind für das tägliche Börsengeschäft essenziell. Wer schnell über die neusten Entwicklungen auf den globalen Finanzmärkten verfügt, hat entscheidende Handlungsvorteile gegenüber der Konkurrenz. Nicht ohne Grund befand sich schon Mitte des 19. Jahrhunderts ein Telegraphenbüro inmitten der alten Frankfurter Börse. Auch für Aktienbesitzer*innen von heute sind schnelle, gebündelte Informationen von großer Bedeutung. Allein schon hinsichtlich der Entscheidung, in welches Unternehmen oder welchen Markt Sie investieren möchten.
Das Online-Portal der Börse Frankfurt: die erste Anlaufstelle für Informationen rund um Ihre Aktien
Gerade für Informationen zu Aktien und zu Aktiengesellschaften empfiehlt sich das Online-Portal der Deutschen Börse: boerse-frankfurt.de

Die Internetseite bietet Ihnen Kursdaten vom Handelsplatz Frankfurt in Echtzeit. Außerdem sehen Sie stets die aktuellen Kauf- und Verkaufsangebote mit den verfügbaren Mengen aller dort gehandeltem Wertpapiere.
Wollen Sie die Kursentwicklung über einen bestimmten Zeitraum sehen, liefern Charts einen schnellen, visuellen Überblick in Form einer Kurve.

Die Preisdaten werden mit Nachrichten aller Art verständlicher
Wenn Sie sich intensiver mit einem einzelnen Unternehmen beschäftigen möchten, erhalten Sie auf boerse-frankfurt.de auch wichtige Meldungen der Unternehmen selbst. Investor*innen haben das Recht, über Verlauf und Entwicklung Ihrer Aktien informiert zu sein. Deshalb unterliegen Aktiengesellschaften gesetzlich vorgeschriebenen Publikationspflichten. Darunter fallen die Veröffentlichung von Bilanzen, Gewinn- und Verlust-Rechnungen (GuV), Ad-hoc-Meldungen sowie Geschäften der jeweiligen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder mit den Aktien des eigenen Unternehmens (sog. Directors' Dealings).
Neben diesen Pflichtangaben bietet das Portal eine Reihe von interessanten Angaben zum Unternehmen, z. B. die Höhe der Dividendenzahlungen in den vergangenen Jahren sowie Analysen und Bewertungen professioneller Analysten.
Mit all diesen Informationen können Sie Unternehmen und deren Aktien bewerten und Chancen und Risiken einer Aktie besser einschätzen.
Für Informationen zum Aktien- und Finanzmarkt sollten Sie mehrere Quellen zu Rate ziehen
Doch nicht bloß blanke Zahlen entscheiden über das Steigen und Fallen von Aktienpreisen, auch äußere Einflüsse, die auf den ersten Blick vielleicht nichts mit Ihren Wertpapieren zu tun haben, fallen ins Gewicht. Aktienpreise sind das Ergebnis der Erwartungen aller Beteiligten.
Märkte und Politik verfolgen
Wichtig für die Bildung einer eigenen Marktmeinung sind Ereignisse aus Politik, Gesellschaft und (Welt-) Wirtschaft, die sich potenziell auf die Finanzmärkte auswirken können. Beispiele hierfür sind der EU-Austritt Großbritanniens (sog. Brexit) oder der Bürgerkrieg in Syrien.
Zur Erklärung des Zusammenspiels von Kapitalmarkt, Wirtschaft und Politik eignen sich auch Fachliteratur, Tageszeitungen sowie Finanzfachzeitschriften und deren Websites. Sie bieten seriös recherchierte Hintergrundinformationen und Analysen zum Kapitalmarkt, der Gesamtwirtschaft sowie Ereignissen aus Politik und Gesellschaft.
Internetforen, Social Trading-Seiten und -Apps
Aktive Anleger*innen haben eigene Netzwerke im Internet, sie diskutieren dort die mögliche Entwicklung einzelner Unternehmen. In Internetforen wie wallstreet-online, das Forum von Ariva, aktienboard.com, aktiencheck.de oder wertpapier-forum.de haben Sie ebenfalls die Möglichkeit, von Wissen und einer großen Anleger*innen-Community zu profitieren. Aber: Beachten Sie stets, dass die Beiträge dort nicht geprüft wurden und dass die Meinung vieler in einen unüberlegten Herdentrieb münden kann. Auf jeden Fall bieten solche Foren eine gute Möglichkeit, die Community zu fragen, falls Ihnen etwas an der Börse unklar ist. Sie bekommen in der Regel eine Antwort.
Social Trading-Seiten sind ein neues Angebot, das es zügig zu großer Beliebtheit in der Anleger*innen-Community gebracht hat. Auf Plattformen wie wikifolio.com, ayondo oder easyFolio können Sie Handelsstrategien von Tradern verfolgen, sich erfolgreiche auswählen und diese selbst mit kleinen Beträgen umsetzen. Teilweise werden die Strategien auch in Form von Zertifikaten herausgegeben, in die Sie direkt investieren können.
Investment-Clubs
Investment-Clubs sind Vereinigungen privater Anleger*innen, die eine gemeinsame Geldanlage verfolgen. Sie bieten gebündeltes Wissen und Erfahrungen und verfügen meist über eine klar definierte Anlagestrategie. Die Mitglieder solcher Gemeinschaften treffen sich regelmäßig, machen sich im Kreis von Gleichgesinnten mit der Börsenwelt vertraut und führen oft auch ein gemeinsames Depot. In Deutschland existieren ca. 7.000 dieser Vereinigungen. Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz vermittelt auf Anfrage Kontakte.
Die Capital Markets Academy der Deutschen Börse
Eine weitere Wissensquelle für Einsteiger*innen und erfahrenere Anleger*innen liefern die Schulungen und Seminare der Capital Markets Academy der Deutschen Börse. In aufschlussreichen Lehrgängen und Seminaren erhalten sowohl Privatanleger*innen als auch Profis wertvolle Kenntnisse rund um die Börse, vermittelt von renommierten Expert*innen mit jahrelanger Börsenerfahrung.
Kapitel 6
Die Handelsplätze der Deutschen Börse
Bekanntlich existiert nicht nur eine Börse auf dem Globus. Weltweit gibt es zahlreiche Marktplätze, an denen Wertpapiere gehandelt werden, zum Beispiel in den USA, Japan, China und Großbritannien. In Deutschland wurden im Verlauf der Jahrhunderte etliche regionale Börsen gegründet – acht von ihnen bestehen noch heute. Frankfurt zählte bereits im Mittelalter zu den bedeutsamsten Finanzplätzen Deutschlands und Europas. Diese Stellung hat sich der Handelsplatz am Main bis heute bewahrt. Anders als früher können Anleger*innen an der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB®) heute neben dem Parketthandel das vollelektronische Handelssystem Xetra® nutzen, um Wertpapiere zu kaufen oder verkaufen. Worin aber unterscheiden sich diese beiden Handelsplätze und welcher davon empfiehlt sich für Ihre individuelle Wertpapieranlage?
Außerbörslicher Handel – Intransparenz und wenig Kontrolle
Vorweg: Der Handel mit Wertpapieren muss nicht zwangsläufig über eine Börse erfolgen. Aktien, Anleihen & Co. können auch außerhalb einer Börse ge- und verkauft werden. In solchen Fällen spricht man von außerbörslichem Handel, auch kurz OTC-Handel genannt. OTC steht für "over the counter" – über den Tresen also. Die direkten Gebühren für eine Order im außerbörslichen Handel fallen meist etwas niedriger aus, dafür sind diese Plätze aber auch weniger transparent. Außerdem werden sie, anders als ein regulierter Markt wie eine Börse, viel weniger kontrolliert.
Ihre Vorteile beim Handel über die Börse
Im Gegensatz zum außerbörslichen Handel wird der Handel über die Börse durch Behörden wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kontrolliert und durch die unabhängigen Handelsüberwachungsstellen der einzelnen Börsen überwacht. Diese Institutionen achten darauf, dass die Regelungen für den Börsenhandel eingehalten werden. Mögliche Verstöße werden überprüft und gegebenenfalls mit Strafen geahndet. Sie als Anleger*in profitieren durch diese Reglementierung von hohen Transparenz- und Überwachungskriterien, einer fairen Preisbildung und dem Schutz vor Marktmanipulation.
Die Frankfurter Wertpapierbörse ist mit ihren beiden Marktplätzen der wichtigste deutsche Handelsplatz für Wertpapiere. Hier werden 1,5 Mio. deutsche und internationale Wertpapiere gehandelt. Zwei Handelsplattformen stellt die Börse ihren Anleger*innen dafür bereit: Xetra und den Frankfurter Parketthandel.
Xetra – der elektronische Handelsplatz
Xetra ist der vollelektronische Handelsplatz der Deutschen Börse. 90 Prozent des Aktienhandels in Deutschland entfallen auf diesen Marktplatz. Hier werden Angebot und Nachfrage automatisch zusammengeführt; bei einer Übereinstimmung, einem sog. Matching, kommt es automatisch zu einem Geschäft.

Xetra stellt somit den idealen Handelsplatz für Wertpapiere dar, die sehr oft gehandelt werden, d. h. über eine hohe Liquidität verfügen, wie die 40 Aktien im DAX®-Index. Auf Xetra profitieren Sie von hoher Transparenz, niedrigen Handelskosten, schneller Ausführung und fairen Preisen, da Angebot und Nachfrage enorm hoch sind. Die zugrunde liegende Handelsarchitektur ist derart erfolgreich, dass Xetra zum weltweiten Referenzmarkt für viele deutsche Aktien und zum wichtigsten Markt für ETFs in Europa geworden ist.
Der Spezialistenhandel – persönliche Betreuung auf historischem Parkett
Bei weniger stark gehandelten Aktien mit einem Heimatmarkt außerhalb Deutschlands, Anleihen und klassischen Fonds funktioniert das Prinzip der vollelektronischen Ausführung nicht gut. Solchen Wertpapieren kann es an nötiger Liquidität fehlen, wenn Angebot und Nachfrage gering sind. Die Folge: Ihre Order würde im schlimmsten Fall im Orderbuch liegen bleiben oder Sie müssten zu einem schlechten Preis verkaufen oder kaufen.

Um dies zu verhindern, bietet die Deutsche Börse über den Handelsplatz Börse Frankfurt den Spezialistenhandel an. Auch hier verläuft der Handel heute über Computer. Der wesentliche Unterschied zu Xetra ist aber, dass zusätzlich sog. Spezialisten in den Handel involviert sind. Warum? Die Spezialisten sorgen dafür, dass Ihre Order auch in einem nicht liquiden Wertpapier zu einem marktgerechten, fairen Preis ausgeführt wird. Die Methode der Preisfeststellung ist klar in den Regelwerken der Börse festgehalten, ihre Ausführung wird überwacht. Spezialisten sind verpflichtet, die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreisen, die Handelsspanne, möglichst gering zu halten, das senkt Ihre Kosten.
Der wichtigste Service der Spezialisten ist aber, dass sie permanent Kauf- und Verkaufsangebote zur Verfügung stellen, mit den Mengen, für die diese Preise gelten. Dadurch überbrücken sie Situationen, in denen kein passender Auftrag für Ihre Order auf der anderen Seite des Orderbuchs vorhanden ist und Ihre Order einfach "liegen bleiben" würde.
Die Handelsplattformen Xetra und Börse Frankfurt auf einen Blick:

Kapitel 7
So wird der Aktienpreis ermittelt
Aktienkurs und Aktienpreis werden in der oft Börse synonym verwendet. Der Einfachheit halber benutzen wir im Folgenden den Begriff Aktienpreis.
Die Preise der Aktien werden vom Handelssystem auf Basis der vorhandenen Kauf- und Verkaufsaufträge berechnet. Im Grunde setzt sich der Aktienpreis aus dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zusammen. Auf dem Börsenparkett Frankfurt überwachen Spezialisten den Handel, auf dem vollelektronischen Handelsplatz Xetra® geschieht dies automatisch. Aktienpreise können sich schnell ändern und sind permanentem Wandel ausgesetzt.
Ein klassischer Mechanismus: Angebot und Nachfrage als Grundlage des Aktienpreises
Ganz allgemein formuliert: Die Marktnachfrage indiziert die Bereitschaft zum Kauf bestimmter Waren, während das Marktangebot angibt, welche Menge zu einem bestimmten Preis verfügbar ist. Aus diesen beiden Faktoren wird schließlich der Preis ermittelt.

Im Orderbuch wird der Aktienpreis festgelegt
Zentral für die Ermittlung des Aktienpreises ist das Orderbuch, in dem an der Börse für jedes Wertpapier Kauf- und Verkaufsangebote gegenübergestellt werden. Früher war das Orderbuch eine Art Kladde, in der die Makler Kauf- und Verkaufsaufträge notierten, heute geschieht dies durch Computersysteme. Jedes Wertpapier hat weiterhin ein eigenes Orderbuch. Im Parketthandel, in dem Händler den Prozess unterstützen, ist das Orderbuch geschlossen, auf Xetra für alle einsehbar.
Die Preise werden nach Regeln festgestellt. Es kommt der Preis zustande, zu dem die meisten Aktien den*die Besitzer*in wechseln können.

Ein Orderbuch ist sehr übersichtlich aufgebaut. Links stehen die Kaufangebote mit der dazugehörigen Preisvorstellung, Limit genannt. Das sind jene Preise, zu denen Marktteilnehmer derzeit bereit sind, eine bestimmte Aktie zu kaufen. Diese Spalte wird “Bid” oder “Geld” genannt. Die Order mit dem höchsten Limit steht an erster Stelle.
Auf der rechten Seite stehen die Verkaufsangebote. Hierbei handelt es sich um die Preise, zu denen Marktteilnehmer ihre Aktie verkaufen möchten. Die Spalte wird „Ask“ oder „Brief“ genannt. Hier steht die Order mit dem kleinsten Limit an der ersten Stelle.
So funktioniert das Orderbuch: ein Beispiel
Angenommen,
- jemand möchte 100 Aktien mit einem Limit von 202,30 € kaufen,
- eine weitere Person möchte 300 Stück zu 202,00 € und
- eine dritte 100 Aktien zu 201,90 € erstehen.
Auf der Verkaufsseite möchte
- eine Person 100 Aktien zu 202,50 € verkaufen,
- eine weitere 700 Stück zu 202,80 € und
- eine dritte 80 Aktien zu 203,10 € verkaufen.
In diesem Beispiel passen Kauf- und Verkaufsseite nicht zusammen, daher kommt es nicht zu einer Ausführung. Wenn nun aber jemand eine neue Kauforder eingibt und beispielsweise 100 Aktien zu 202,50 € kaufen möchte, ist diese Person zu diesem Zeitpunkt die meistbietende für diese Aktie, und ihr Kaufauftrag trifft auf eine entsprechende Verkaufsorder. Die Folge: Die Order wird ausgeführt. In diesem Fall spricht man von einem „Match“ (von Englisch „to match“: passen, übereinstimmen). Mit jedem Match wird das Orderbuch aktualisiert. Der aktuelle Aktienkurs beträgt nun 202,50 €.
Ist die Nachfrage höher als das Angebot, steigt der Preis. Aktive Marktteilnehmer, die dies verfolgen, passen die Limits ihrer Aufträge eventuell an. Das Orderbuch wird entsprechend laufend aktualisiert – Preise und Marktlage sind ständig in Bewegung. Ist das Angebot größer als die Nachfrage, fallen die Preise. Anleger*innen sind bereit, ihre Aktien zunehmend günstiger zu verkaufen. Das geschieht nicht in einer einzigen Bewegung, sondern in vielen kleinen Schritten mit einzelnen Preisen.
Einen Einblick in das offene Orderbuch für Aktien auf dem Handelsplatz Xetra® erhalten Sie auf boerse-frankfurt.de
Kapitel 8
Grundregeln für Aktionär*innen
Bevor Sie Ihre erste Aktie ordern, sind einige wichtige Grundregeln zu beachten. Schließlich wollen Sie Risiken reduzieren und sich sicher auf dem Börsenparkett bewegen. Mit den folgenden fünf Prinzipien gelingt auch Ihnen ein erfolgreicher Start an der Börse.
Nicht alle Eier in einen Korb: Risikominderung durch Streuung

Ein bewährtes Börsen-Motto lautet: “Legen Sie nie alle Eier in einen Korb.“ Anleger*innen können ihr investiertes Geld verlieren, wenn sie alles auf eine Karte setzen. Indem Sie auf mehrere Aktien aus verschiedenen Branchen, besser noch aus verschiedenen Ländern, setzen, vermeiden Sie überraschende Kursverluste durch unternehmerische Fehler oder Schieflagen ganzer Wirtschaftszweige. Entscheiden Sie sich zudem für verschiedene Anlageklassen, z. B. Aktien, Anleihen, Edelmetalle, Immobilien, dann sind Sie in Krisen noch besser gewappnet. Eine solche Streuung Ihrer Wertpapiere kann das Verlustrisiko vermindern.
In der Zeit sparen, in der Not haben: Auf ausreichende Reserven achten

Ihr gesamtes Erspartes oder Ihr laufendes Einkommen sollten Sie auf keinen Fall in Aktien anlegen. Investieren Sie Geld, das Sie auf der hohen Kante haben und das Sie kurzfristig nicht benötigen. Sonst könnte es passieren, dass Sie in ungünstigen Marktphasen Ihre Wertpapiere mit Verlust verkaufen müssen. Wichtig ist es daher, immer nur Geld anzulegen, das man definitiv in nächster Zeit nicht ausgeben muss.
Das Kleingedruckte lesen: Vorsicht vor Gebühren
Kosten mindern Ihren Gewinn. Dabei gibt es zwei Arten von Kosten: direkte Kosten in Form von Bankspesen für Kauf und Verkauf, Gebühren für die Führung des Depots und Börsenplatzentgelte. Vergleichen Sie die Preise der Banken und Broker, bevor Sie sich für ein Institut entscheiden, Vergleiche im Internet helfen dabei (Kapitel 9). Behalten Sie auch im Hinterkopf, dass es indirekte Kosten gibt, die je nach gewähltem Handelsplatz unterschiedlich hoch sein können, z. B. durch zu große Spannen zwischen Kauf- und Verkaufspreisen oder durch nicht marktgerechte Preise.
Vor allem am Anfang und je langfristiger Sie aktiv sind, sollten Sie Ihr Depot nicht ständig durch Käufe und Verkäufe umschichten. "Hin und her macht Taschen leer," lautet eine weitere Börsenweisheit. Denn jede Order kostet auch Gebühren.
Fass ohne Boden: niemals einen Kredit aufnehmen

Finanzieren Sie auf keinen Fall Ihre Investments über Kredite. Diese Anlage ist auf viel zu dünnem Eis gebaut. Bei einem Kursrückgang könnte der Kredit nicht mehr getilgt werden. Das kann zu einer Verlustspirale führen, die Ihre finanzielle Existenz bedroht.
Orientierung hilft: Holen Sie sich Tipps bei erfahrenen Anleger*innen und bilden Sie sich Ihre eigene Meinung
Wer sich langfristig sicher auf dem Parkett bewegen und Risiken richtig einschätzen möchte, kann auch andere erfahrene Investor*innen und Berater*innen zu Rate ziehen, z. B. in Fachzeitschriften, Büchern und Finanzportalen.
Oder Sie lassen sich von Freund*innen mit Börsenerfahrung beraten. Scheuen Sie sich nicht, über Erfolge und Fehler mit anderen zu sprechen. In der verhaltensorientierten Kapitalmarktanalyse gilt das als gutes Mittel, einen klaren Kopf zu behalten.
Im Internet werden inzwischen viele Online-Seminare zum Thema Geldanlage angeboten. Auch die Börse Frankfurt führt solche Online-Workshops für Einsteiger*innen durch.
Zusätzlich lohnt sich die Teilnahme an den Schulungen und Seminaren der Capital Markets Academy der Deutschen Börse. Die lehrreichen Abendseminare vermitteln Anleger*innen nützliche Kenntnisse rund um die Börse. Bei den Dozent*innen handelt es sich um Profis mit langjähriger Börsenerfahrung.
Setzen Sie Limits
Versehen Sie Ihre Kauf- und Verkaufsaufträge mit einer Preisgrenze. So ist garantiert, dass Sie Wertpapiere nur zu dem von Ihnen vorgegebenen Höchst- oder Mindestpreisen handeln. Liegt der Kurs bei einem Kauf über dem von Ihnen festgelegten Limit, bei einem Verkauf darunter, kann die Order nicht ausgeführt werden.
Gewinne laufen lassen und Verluste realisieren
Ein oft beobachtetes Phänomen bei Privatanleger*innen ist, dass sie Verluste aussitzen. Sie behalten ihre Wertpapiere, obwohl die Kurse auf Sinkflug sind. Wenn Sie eigentlich nicht mehr an ein Unternehmen glauben und spätestens, wenn das Unternehmen, an dem Sie Anteile besitzen, offensichtlich vor dem Bankrott steht, ist es ratsam, diese Aktien zu verkaufen. Das Gleiche gilt auch für Staaten, von denen Sie Staatsanleihen besitzen: Droht dem betroffenen Land die Zahlungsunfähigkeit, empfiehlt sich der Verkauf der Anleihen. Diese Verluste werden auch Buchverluste genannt, wenn sie noch nicht realisiert sind. Es sind dennoch Verluste, denn Sie könnten das in perspektivlosen Positionen gebundene Geld auch in andere, renditeträchtigere Aktien investieren.
Außerdem haben Sie Chancen, Ihre Verluste zu begrenzen, wenn Sie rechtzeitig verkaufen. Das geht auch mit Stopp-Orders, die bei Erreichen von Ihnen gesetzter Limits automatisch ausgeführt werden.
Fahren Ihre Wertpapiere hingegen ein deutliches Plus ein, kann es sinnvoll sein, einen Teil der Papiere zu verkaufen, dadurch nehmen Sie Gewinne mit und können dann z. B. in eine andere Aktie investieren.
Zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen, nämlich dann, wenn die Preise am niedrigsten stehen, und zu verkaufen, wenn der Höhepunkt erreicht ist, gelingt den Wenigsten. Ärgern Sie sich nicht über theoretisch entgangene Gewinne, sondern erfreuen Sie sich an den Renditen, die Sie tatsächlich erzielt haben.
Vermeiden Sie Impulshandlungen
Seien Sie zurückhaltend mit Ihrem Bauchgefühl und behalten Sie beim Handel mit Wertpapieren stets einen kühlen Kopf. Und vor allem: Meiden Sie den Herdentrieb. Dieses Phänomen beobachten Börsenexpert*innen ständig. Aktien werden häufig erst gekauft, wenn ihre Kurse steigen und nicht, wenn sie preiswert sind. Ein hoher Preis erweckt bei unerfahrenen Anleger*innen gern den Eindruck von Wertigkeit, die jedoch nicht immer gerechtfertigt sein muss. Springen Sie also nicht auf jeden Zug auf, sondern handeln Sie strategisch und überlegt, indem Sie Panik, Euphorie oder Angst als solche erkennen und vermeiden
Die wichtigsten Regeln für Anleger*innen auf einen Blick:
- Streuen Sie Ihre Geldanlage, indem Sie in unterschiedliche Wertpapiere und Märkte investieren.
- Handeln Sie nicht mit Ihrem gesamten Ersparten; sorgen Sie stets für ausreichende Reserven.
- Informieren Sie sich über die Kosten Ihrer Transaktionen.
- Nehmen Sie keinen Kredit auf, um an der Börse zu handeln.
- Lassen Sie sich von erfahrenen Anleger*innen, Berater*innen und Kommentator*innen weitere Tipps geben und bilden Sie sich dann Ihre eigene Meinung.
- Setzen Sie Limits bei Ihren Kauf- und Verkaufsaufträgen.
- Behalten Sie tendenziell eher steigende Wertpapiere und verkaufen Sie solche, deren Wert sinkt.
- Ärgern Sie sich nicht über entgangene Gewinne; lernen Sie aus Fehlern.
- Lassen Sie sich beim Wertpapierhandel nicht von Panik, Euphorie oder Angst leiten.
Kapitel 9
Es geht los: Depot eröffnen
An der Börse spekulieren ‒ das mag für manche etwas unbehaglich klingen. Kein Wunder bei den ganzen Mythen, die sich um die Geldanlage an der Börse ranken. Wir verschaffen Ihnen Klarheit, fassen für Sie alle Vorteile zusammen und geben wichtige Tipps für Ihre Depoteröffnung.
Jeder kann ein Wertpapierdepot eröffnen
Jeder kann ein Depot eröffnen. Die Börse ist kein exklusiver Schauplatz für einige wenige Wohlhabende. Die Eröffnung eines Wertpapierdepots erfordert kein Vermögen. Das Depot ähnelt einem regulären Bankkonto, mit dem Unterschied, dass es nicht für Geld, sondern für Wertpapiere genutzt wird ‒ also für Aktien, Anleihen oder Fonds. In dem Depot werden diese Wertpapiere dann eingebucht und wieder ausgebucht.

Online- oder Filialbank? Sie haben die Wahl
Haben Sie sich für die Eröffnung eines Wertpapierdepots entschieden, folgt die Wahl der Bank, bei der Sie Ihr Depot eröffnen möchten. Hierbei können Sie zwischen einer reinen Online-Bank und einer Filial- bzw. Beraterbank wählen.

Anleger*innen, die sich sicher im Umgang mit Wertpapieren fühlen und diese in Eigenverantwortung handeln wollen, sind mit einer Online-Bank gut beraten. Online-Banken können Depots und den Handel an der Börse häufig zu geringeren Entgelten anbieten, weil sie weniger Kosten haben. Sie werden oft auch als Discount-Broker bezeichnet. Dafür ist der Beratungsservice dann auch in der Regel nicht so umfangreich.
Eine Filialbank hingegen ist für Anleger*innen geeignet, die auf eine gründliche und persönliche Beratung nicht verzichten wollen. Seit 2010 müssen Banken ein gesetzlich vorgeschriebenes Beratungsprotokoll ausstellen, das als Versicherung bei Falschberatung dienen soll. Wenn Kunden Wertpapiere online ordern, sind sie für sämtliche Handlungen selbst verantwortlich.
Je nachdem, für welche Art von Bank und welchen Weg der Auftragserteilung, z. B. online oder per Telefon, Sie sich entscheiden, fallen die Preise unterschiedlich aus. Wir empfehlen daher, zu vergleichen. Hierzu gibt es zahlreiche Online-Vergleichsportale und Finanzfachzeitschriften, die Hilfestellung bieten. Vielleicht entscheiden Sie sich auch für die Eröffnung eines Depots bei Ihrer Hausbank.
Ein wichtiger Aspekt für Sie: Als Anleger*in bleiben Sie stets Eigentümer der Wertpapiere, Ihre Depotbank verwahrt diese nur. Dadurch sind die Wertpapiere im Falle einer Insolvenz geschützt und niemals Teil der Insolvenzmasse.
Die Depoteröffnung: so einfach wie das Einmaleins
Bei Ihrer Online-Bank können Sie entweder ganz bequem alle Angaben am Computer ausfüllen und den Antrag anschließend ausdrucken oder Sie lassen sich die Papiere nach Hause schicken. Im nächsten Schritt bestätigen Sie nur noch Ihre Identität, z. B. mit der Online-Ausweisfunktion Ihres Personalausweises, dem Post-Ident-Verfahren oder mit einem Video-Ident-Verfahren. Sobald Sie Ihre Zugangsdaten zum Online-Banking erhalten haben, können Sie loslegen und Ihre erste Order aufgeben. Sollten Sie sich für ein Depot bei einer Filialbank entscheiden, lassen Sie sich vor Ort beraten.
Kapitel 10
Die erste Order aufgeben
Einen Kauf- oder Verkaufsauftrag für Wertpapiere bezeichnet man an der Börse als Order. Solche Orders erfolgten im historischen Parketthandel durch lautes Zurufen und mithilfe von Handgesten. Diese Zeiten sind vorüber. Heute können private Anleger*innen wie Sie Aufträge bequem von zu Hause am Computer aufgeben. Über Ihr Online-Depot bei Ihrer Bank gelangt Ihre Order dann sicher und auf direktem Weg zur Börse. Doch bevor Sie Ihre erste Order aufgeben, sollten Sie die verschiedenen Ordertypen und -zusätze kennen lernen. Denn mit diesen können Sie steuern, wie Ihr Auftrag ausgeführt wird und dadurch die Erfolgschancen Ihres Investments erhöhen. Zu diesem Zweck liefern wir Ihnen im Folgenden eine Einführung in die wichtigsten Grundbegriffe. Es ist weniger kompliziert, als Sie vielleicht annehmen.
Market-Orders: billigst und bestens
Grundsätzlich gibt es zwei Typen von Kauf- oder Verkaufsaufträgen: Market-Orders und Limit-Orders. Market-Orders werden zu jedem möglichen Preis ausgeführt. Möchten Sie ein Wertpapier kaufen, haben Sie die Möglichkeit, Ihren Kaufauftrag mit dem Zusatz „billigst“ zu versehen. Dann wird Ihre Kauforder zum Kaufkurs aufgeführt, der momentan am günstigsten ist. Sie kaufen also die Papiere zum geringstmöglichen Preis. Möchten Sie ein Wertpapier verkaufen und Sie wählen die Option „bestens“, verkaufen Sie die Papiere zum höchstmöglichen Kurs. Meist wird der Auftrag dann auch unverzüglich ausgeführt. Das kann bei wenig gehandelten Wertpapieren zum Nachteil werden, weil man mit diesem Ordertyp jeden Verkaufskurs akzeptiert.
Limit-Orders
Die Alternative zu einer Market-Order ist die Limit-Order. Hier geben Sie eine Preisober- bzw. -untergrenze an und die Order wird nicht über oder unter dem festgelegten Preis ausgeführt. Bei einem Kaufauftrag legen Sie mit dem Limit den maximalen Kaufpreis fest, bei einem Verkaufsauftrag, wie viel Sie mindestens für das Wertpapier bekommen möchten. Das Limit schützt Sie also vor unliebsamen Überraschungen.
Limit-Orders sind in der Regel besonders bei Titeln in Märkten mit geringen Umsatzvolumina (enger Markt) oder mit hohen Preisschwankungen (Volatilität) zu empfehlen. Hier kann es leicht passieren, dass Sie Ihr Wertpapier zu einem Preis kaufen oder verkaufen, der deutlich vom aktuellen Preis abweicht.
Ein Beispiel: Sie möchten 100 Aktien einer Aktiengesellschaft kaufen. Der letzte festgestellte Kurs des Titels liegt bei 10,00 €. Wenn Sie den Kaufauftrag nun als Market-Order bestellen, dann erhalten Sie die von Ihnen gewünschten 100 Aktien zu dem Preis, zu dem sie gegenwärtig im Orderbuch erhältlich sind. Das kann dann durchaus ein höherer Kurs sein. Mit einer Limit-Order hingegen können Sie den Kaufpreis nach oben begrenzen, etwa bis zu maximal 10,10 €. Für private Anleger*innen ist es ratsam, immer ein Limit zu setzen.
Weitere Orderzusätze
Neben der Unterscheidung von Market- und Limit-Orders gibt es weitere Zusätze, mit denen Sie festlegen, wann und in welchem Umfang Ihr Auftrag ausgeführt werden soll. Allerdings bietet nicht jede Bank alle Auftragsarten an, die an einer Börse möglich sind. Schauen wir uns die unterschiedlichen Orderzusätze einmal im Detail an.
Gültigkeit: Heute, übermorgen oder bis auf Weiteres
Entscheiden Sie, wann Ihre Order ausgeführt werden soll: tagesgültig, zu einem bestimmten Datum oder unbefristet.
Wenn Sie Ihren Auftrag für 100 Aktien nur ausgeführt bekommen möchten, wenn dies am gleichen Handelstag geschieht, dann geben Sie 'tagesgültig' als Zusatz an (Englisch: Good-for-day / GFD). Kommt die Order nicht zur Ausführung, wird sie bei Handelsende automatisch gelöscht. Geben Sie eine tagesgültige Order außerhalb der Handelszeit auf, dann gilt der Orderzusatz für den nächsten Handelstag.
Bei einer Order zu einem bestimmten Handelstag (Good-till-date / GTD) ist Ihr Auftrag bis zum Handelsschluss des angegebenen Börsentages gültig. Das Datum kann maximal 359 Tage in der Zukunft liegen. Denn so lange würde Ihr Auftrag im Orderbuch bleiben, wenn er nicht ausgeführt werden kann. Bei unbefristeten Aufträgen (Good-till-cancelled / GTC) bleibt Ihre Order bis zur Ausführung oder Löschung gültig.
Ein kleiner Tipp: Achten Sie in der Maske Ihres Online-Banking Portals darauf, ob eine bestimmte Gültigkeit bereits voreingestellt ist. Falls Sie dies übersehen, könnte es zum Beispiel bei einem automatisch auf ‚tagesgültig‘ gesetzten Auftrag passieren, dass Ihre Order nicht ausgeführt wird – vor allem, wenn es sich um einen Nebenwert mit geringer Handelsaktivität handelt oder Ihr Limit sehr eng gesetzt war.
Ausführungsbedingungen: vollständig, sofort oder gar nicht
Die Ausführung Ihrer Aufträge können Sie mit gewissen Bedingungen begrenzen: Zu den wichtigsten gehören Fill-or-Kill-Orders (FOK), Immediate-or-Cancel-Orders (IOC) Book-or-Cancel-Orders (BOC) und TOP+ Orders.
Fill-or-Kill-Aufträge (FOK-Orders) werden entweder vollständig ausgeführt oder komplett gelöscht. Sollte eine vollständige Ausführung nicht möglich sein, verfällt die Order. Eine Fill-or-Kill-Order kann bei Käufen sinnvoll sein, bei denen man befürchtet, nur eine sehr geringe Stückzahl zu bekommen. Beim Verkauf von Wertpapieren können FOK-Orders zudem verhindern, dass aus einer runden Stückzahl von Papieren nur einige wenige herausgekauft werden.
Hierzu wieder ein Beispiel: Sie lassen Ihren Kaufauftrag über 100 Aktien einer beliebigen Aktiengesellschaft mit einem Fill-or-Kill-Zusatz und einem Limit von 10,10 € versehen. Sind auf der Gegenseite zum Beispiel nur 10 Aktien zu 10,00 € und 5 Aktien zu 10,10 € verfügbar, also insgesamt 15 Stück, wird die Order nicht ausgeführt.
Immediate-or-Cancel-Aufträge (IOC-Orders) dagegen müssen ausgeführt werden, sobald sie auf den Markt kommen. Das kann dann auch nur ein Teil des Auftrags sein und der nicht ausgeführte Teil wird gelöscht.
Haben Sie Ihren Kaufauftrag für die oben erwähnten 100 Aktien nun mit einem Immediate-or-Cancel Zusatz versehen, erhalten Sie 10 Aktien zu 10,00 € und 5 Aktien zu 10,10 €. Der Überhang von 85 Stück wird gelöscht. Ohne Limit hätten Sie vielleicht zudem 20 Stück zu 10,15 € erhalten.
Legen Sie Grenzen fest – mit Stop-Orders
Stop-Orders gehören zu den wichtigsten Orderformen für Privatinvestor*innen. Mit diesem Instrument schützen Sie sich vor möglichen Verlusten und sichern angefallene Gewinne, wenn Sie sich nicht ständig mit Ihrem Wertpapierdepot beschäftigen können oder wollen. Eine Stop-Order ist ein Auftrag, Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen, sobald sie auf einen vorher festgelegten Preis sinken oder steigen. Man unterscheidet zwischen Stop-Sell- und Stop-Buy-Orders.
Ist bei einer klassischen Stop-Order das Stop-Limit erreicht, geht der Auftrag als normale Market-Order in das Orderbuch und wird zum bestmöglichen Preis ausgeführt. Deswegen heißt dieser Ordertyp auch Stop-Market-Order.
Eine Stop-Sell-Order wird unter den gegenwärtigen Kurs gesetzt. Dieser Verkaufsauftrag tritt nur dann in Kraft, wenn der Angebotspreis des Wertpapiers zum Stop-Kurs oder darunter gehandelt wird. Dann wird er zu einer Bestens-Verkaufs-Order (siehe Abschnitt „Market-Orders“). Alternativ dazu können Sie auch eine Stop-Limit-Order setzen. Dann wird aus Ihrem Verkaufsauftrag keine Market-Order, die zu jedem Preis ausgeführt wird, sondern Sie legen mit dem Limit fest, wie viel Sie mindestens dafür haben möchten.
Eine Stop-Buy-Order ist ein Kaufauftrag, der bei Erreichen oder Überschreiten eines von Ihnen festgesetzten Kurses zum nächsten erhältlichen Börsenkurs billigst ausgeführt wird (siehe Abschnitt „Market-Orders“). Diese Orderform setzen Anleger ein, sobald sie in ein Wertpapier erst einsteigen wollen, wenn sich dies in einer Aufwärtsbewegung befindet.
Damit Sie Ihre Stop-Limits nicht ständig selbst neu definieren müssen, gibt es sog. Trailing-Stop-Orders. Bei diesem Ordertyp folgt das Limit Ihrer Order automatisch den Preisschwankungen. Zu diesem Zweck legen Sie eine Spanne fest, von der Ihr Kauf- oder Verkaufs-Limit zum aktuellen Marktpreis abweichen darf. Diese Spanne kann entweder ein absoluter Wert in Euro oder ein relativer Wert in Prozent sein. Steigt nun der Preis eines Wertpapiers, wird Ihr Limit automatisch angepasst. Fällt der Preis dagegen, bleibt dieses konstant (d. h. auf dem bisher niedrigsten Marktpreis). Sollte die Kurve des Marktpreises Ihr Limit berühren oder schneiden, wird die Order aktiviert und das Wertpapier gekauft bzw. verkauft. In unserem Beispiel möchten Sie zwar Ihren Gewinn mitnehmen, befürchten aber, im Falle eines möglichen Kursrutsches weniger als Ihren Einstiegspreis zu erzielen. Deswegen setzen Sie eine Stop-Limit-Order mit Stop bei 13,50 € und Limit bei 12,00 €. Sollte der Preis von 13,50 € erreicht werden, löst dies Ihre Order aus. Verkauft werden Ihre Stücke aber nur zu einem Preis oberhalb von 12,00 €.

Während im elektronischen Handel auf Xetra der Stop von Sell- und Buy-Orders durch die festgestellten Preise ausgelöst wird, ist der Stop beim Spezialistenhandel an der Börse Frankfurt an das Kauf- bzw. Verkaufsangebot der Spezialisten gebunden.
Wie oben erwähnt, liegt der Vorteil von Stop-Orders darin, dass Sie als Anleger*in nicht ständig den Markt und die Performance Ihrer Wertpapiere im Blick haben müssen. Im Urlaubs- oder Krankheitsfall ist diese Möglichkeit überaus praktisch. Allerdings können dann kurzfristige Kursrückschläge eines Aufwärtstrends den von Ihnen festgelegten Stop auslösen. Man spricht in diesem Fall von „unfreiwillig ausgestoppt werden“. Außerdem schützen Stop-Orders nicht in allen Fällen vor Verlusten. Bei starken Kursbewegungen findet sich möglicherweise keine passende Order auf der Gegenseite und Sie können Ihre Wertpapiere nicht veräußern. Wenn die Liquidität nicht ausreicht, bleiben Sie auf Ihren Wertpapieren sitzen.
One-cancels-Other-Order
Ein wahrer Allrounder: Wenn die Limits, die Sie setzen möchten, von der Richtung abhängen, in der sich die Preise entwickeln, dann sollten Sie die One-cancels-Other-Order wählen. Bei dieser Orderform werden zwei Aufträge – egal ob Limit oder Market-Order – miteinander kombiniert. Kommt einer der beiden Aufträge zur Ausführung, wird der andere automatisch gelöscht.
Sie wollen beispielsweise ein Engagement mit einem Stopp-Kurs nach unten absichern, falls der Preis des Wertpapiers fällt, gleichzeitig aber auch Gewinne mitnehmen, falls der Preis steigen sollte. Dafür setzen Sie einfach eine Stop-Loss-Order mit Limit unterhalb des aktuellen Preises und eine normale limitierte Kauforder oberhalb.

Kapitel 11
Anleihen
Anleihen sind ein Klassiker unter den Wertpapieren und gehören in jedes Depot. Ein Investment in Anleihen ist auch für unsere Protagonisten Anna und Michael sehr interessant. In diesem Video erfahren Sie zusammen mit den beiden, welche besonderen Eigenschaften Anleihen besitzen und worauf Sie bei der Anlage achten sollten.
Großes Angebot, feste Zinsen, Rückzahlung am Laufzeitende
Damit Sie wissen, was gemeint ist, wenn von Anleihen die Rede ist, hier eine Erklärung: Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere. Sie werden auch Renten, Bonds, Schuldverschreibungen oder Obligationen genannt. Herausgegeben – das Fremdwort dafür ist emittiert – werden sie z. B. von Kreditinstituten, Staaten, Gemeinden oder von Unternehmen. Sie dienen denjenigen, die Anleihen ausgeben, d. h. den Emittenten, zur langfristigen Beschaffung von Kapital.

Wenn Sie eine Anleihe kaufen, leihen Sie dem Emittenten Geld, das Sie am Ende zurückbekommen und für das Sie eine Verzinsung bekommen, so die Regel. Anleihen sind eine Art Kredit und Sie als Inhaber*in der Anleihe der*die Gläubiger*in. Das Recht auf Rückzahlung, Höhe und Turnus der Verzinsung sowie die Laufzeit werden neben anderen Merkmalen in den Emissionsbedingungen verbrieft.
Schwarz auf Weiß: die wichtigsten Merkmale einer Anleihe

Nennwert: Der Nennwert ist der auf der Anleihe vermerkte Geldbetrag. Er gibt die Höhe der Geldforderung an und bildet die Basis der Verzinsung. Ein anderes Wort dafür ist nominal.
Verzinsung: Die Zinsen auf eine Anleihe werden meist in Prozent angegeben und können jährlich, halbjährlich, vierteljährlich oder sogar monatlich gezahlt werden. In Deutschland sind jährliche Zinszahlungen üblich. Die Höhe der Verzinsung hängt von der Zahlungsfähigkeit eines Emittenten ab, der Bonität. Je schlechter die Bonität, desto höher ist das Risiko, dass die Anleihe nicht zurückgezahlt wird. Entsprechend sollte mit dem Kauf einer solchen risikoreicheren Anleihe auch eine höhere Verzinsung des eingesetzten Kapitals einhergehen.
Laufzeit: Das ist der Zeitraum, in dem das Kapital in der Anleihe gebunden ist. Nach Ende der Laufzeit zahlen Emittenten Anleihen in der Regel zum Nennwert zurück. Während der Laufzeit können sie auch an der Börse verkauft werden, allerdings zum dann gültigen Kurs und der weicht meist vom Nennwert ab. Er kann darüber oder darunter liegen.
Tilgung: Üblicherweise werden Anleihen am Ende ihrer Laufzeit getilgt, also zurückgezahlt. Man unterscheidet bei sog. Tilgungsanleihen zwischen solchen mit endfälliger Tilgung und solchen mit Raten- oder Annuitätentilgungen.
Die häufigste Art der Rückzahlung ist die endfällige Tilgung. Das bedeutet, dass der Emittent den Gesamtbetrag der von ihm ausgegebenen Anleihe am Ende der Laufzeit zurückzahlt. Raten- und Annuitätenanleihen werden bereits während der Laufzeit getilgt.
Ausgabekurs: Anleihen können bei der Emission zum Nennwert (zu pari), unter Nennwert (unter pari) oder über Nennwert (über pari) ausgegeben werden. Anleihen werden häufiger unter pari, also unter 100 Prozent vom Nominalbetrag, ausgegeben, aber zu 100 Prozent zum Laufzeitende getilgt. Dadurch wird ein Teil des eingesetzten Kapitals erst mit Laufzeitende verzinst.
Prozentnotierung: Die meisten Anleihen werden an der Börse gehandelt. Anders als Aktien, für die Anleger*innen einen Eurobetrag je Aktie bezahlen, sind Anleihepreise in Prozent angegeben und können über oder unter ihrem Nennwert liegen.
Anleger*innen zahlen also für einen bestimmten Nominalbetrag den prozentualen Preis: Notiert eine Anleihe bei 105 Prozent, müssen für eine Anlage von nominal 1.000 € real 1.050 € gezahlt werden. Der Anleihepreis ergibt sich wie bei Aktien aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.
Stückzinsen: Werden Anleihen während der Laufzeit gekauft oder verkauft, zahlt die Kaufseite an die Verkaufsseite zusätzlich zum realen Kaufbetrag die sog. Stückzinsen: Seit dem vorangegangenen Zinstermin sind nämlich Zinszahlungen aufgelaufen, die beim nächsten Zinstermin an die neuen Inhaber*innen der Anleihe gehen und mit den Stückzinsen den Altinhaber*innen vergolten werden. Die veröffentlichten Anleihepreise sind meist ohne Stückzinsen, sodass diese noch zum angelegten Geld hinzukommen.
Mindestanlage und Stückelung: Die meisten Anleihen haben einen Mindestanlagebetrag, häufig 1.000 € oder 100.000 € nominal. Außerdem können sie nur in bestimmten Nennwertschritten gekauft werden, der Stückelung.
Wie sicher sind Anleihen?
Anders als bei einer Aktie verfügen Sie als Besitzer*in einer Anleihe über keinerlei Eigentums- oder Aktionärsrechte an der Institution, die die Anleihe herausgibt. Anleger*innen erhalten mit ihrem Investment lediglich ein Schuldrecht gegenüber dem Emittenten, dem sie ihr Geld überlassen.
Im Fall der Überschuldung des Emittenten oder dessen (drohender) Zahlungsunfähigkeit kommt daher die Besicherung von Anleihen zum Tragen. In einem Insolvenzverfahren werden die Ansprüche der Gläubiger*innen einer bestimmten Rangfolge entsprechend bedient: Sog. erst- oder vorrangige Forderungen werden zuerst bedient. Reicht das verbliebene Kapital, werden auch die nachrangigen Forderungen bedient (vgl. die Insolvenzordnung). Besicherte Anleihen haben einen höheren Rang als unbesicherte; sie müssen während ihrer gesamten Laufzeit in voller Höhe besichert, d. h. gedeckt sein.

Anleger müssen entscheiden, ob sie Emittenten zutrauen, dass diese die Anleihe am Ende der Laufzeit zurückzahlen kann können. Dazu ein historisches Beispiel: Im US-amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) hatten die Südstaaten eine Anleihe zur Kriegsfinanzierung emittiert. Der Krieg war zu Ende, die Südstaaten besiegt und insolvent. Die Folge: Die Anleihe wurde nicht zurückgezahlt, die Anleger*innen verloren ihr Geld.
Dennoch gelten Anleihen wegen ihrer verbrieften Verzinsung als weniger riskant als Aktien. Deswegen sind die Durchschnittsrenditen von Aktien, d. h. Dividenden und Kursgewinne, höher als Anleiherenditen – Kursgewinn und Verzinsung – vergleichbarer Emittenten mit entsprechendem Risiko. Und: Im Insolvenzfall stehen Aktionär*innen als Mitinhaber*innen in der Rangfolge noch hinter den Anleihebesitzer*innen. Nur, wenn nach der Auszahlung aller Geld-/Kreditgebenden noch Kapital vorhanden ist, erhalten auch die Aktionär*innen noch etwas von ihrem investierten Geld zurück.
Kriterien für Anleihen: Schuldenstand, Neuverschuldung, wirtschaftliche Beständigkeit
Die Sicherheit der Anlage, v. a. die Bonität der Emittenten, sollte im Vordergrund stehen, wenn Sie Anleihen kaufen möchten. Doch woran erkennen Sie, wie sicher eine Anleihe ist?
Falls Sie z. B. in Staatsanleihen investieren möchten, sind folgende Kriterien für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit entscheidend: der Schuldenstand im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Nettoneuverschuldung, das Wachstum der Volkswirtschaft und die politische Stabilität.
So gilt eine Verschuldung von mehr als 60 Prozent des BIP als vergleichsweise hoch und überschreitet auch die Kriterien, die der Vertrag von Maastricht für die Mitgliedstaaten der Eurozone vorgibt. Für viele Anleger*innen ist deswegen der Trend zur Neuverschuldung entscheidender als die absolute Verschuldung. Bei Schwellenländern kommt es dagegen darauf an, wie stabil die dortigen politischen Verhältnisse sind.
Wenn Sie Anleihen von Unternehmen zeichnen möchten, kommt es darauf an, ob das jeweilige Unternehmen auch wirtschaftlich schwierige Phasen meistern kann.
Hier finden Sie Informationen über die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen

Sie müssen nicht selbst mühselig nach der Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen recherchieren. Professionelle Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Schuldnern und fassen ihre Beurteilung in Noten von Dreifach A ("AAA") über C bis "D" zusammen. Diese Bewertungen und ihre Bedeutung finden Sie auf Finanzportalen im Internet und den Websites der einzelnen Agenturen. boerse-frankfurt.de bietet eine Matrix mit einer Einordnung der verschiedenen Bonitätsnoten.
Kapitel 12
ETFs ‒ Exchange-traded Funds
ETFs ‒ nicht in ein einzelnes Unternehmen investieren, sondern in einen ganzen Korb an Wertpapieren
Exchange-traded Funds, kurz ETFs (dt.: börsengehandelte Fonds), sind Investmentfonds, die die Entwicklung eines Index, eines Rohstoffmarktes oder einer Branche spiegeln.
Ein ETF ist ein Paket, das die Wertpapiere eines Index enthält. Diese Fonds-Form wird seit dem Jahr 2000 an der Frankfurter Börse gehandelt. Wenn Sie etwa in einen DAX®-ETF investieren, dann besitzen Sie Anteile an allen 40 Aktien im deutschen Leitindex DAX und Ihre Anlage entwickelt sich parallel zu DAX. Steigt DAX, steigt auch der Kurs Ihres Fonds.

ETFs vereinen damit die Handelbarkeit einer Aktie mit der Risikostreuung eines breit gestreuten Portfolios. Sie investieren in einen Korb mit verschiedensten Wertpapieren und verteilen dadurch Ihr Risiko auf mehrere Positionen mit einer Order, senken es dadurch. Da ETFs leicht zu verstehen, transparent und günstig im Handel sind, haben sie sich zur am schnellsten wachsenden Anlageklasse des vergangenen Jahrzehnts entwickelt.

Ein ETF vereint also die Wertpapiere eines ganzen Marktes in einem Wertpapier. Es gibt ETFs auf einzelne Länder, verschiedene Regionen, einzelne Branchen, ausgefeilte Strategien oder andere Anlageklassen.

Der wichtigste Unterschied zu einem klassischen Investmentfonds besteht darin, dass es keines Fondsmanagements bedarf, das aktive Anlageentscheidungen trifft. Ein ETF hält sich strikt an die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index. Diese Anlagestrategie nennt man daher passiv. Ohne aktives Management sind die die Gebühren der ETFs meist deutlich niedriger.
Ebenso wie bei Investmentfonds, von denen es an der Frankfurter Börse ebenfalls rund 3.000 gibt, fallen bei ETFs keine Ausgabeaufschläge und Rücknahmegebühren an. Sie müssen nur die üblichen Transaktionskosten für Kauf und Verkauf zahlen ‒ und die Verwaltungsgebühren des ETF, die bei einem DAX-ETF im Schnitt nur bei rund 0,1 Prozent pro Jahr liegen. Diese Gebühren werden automatisch dem Sondervermögen entnommen.
Volle und synthetische Replikation: die unterschiedlichen ETF-Typen
Wie schon erwähnt, bilden ETFs Märkte über Indizes nach. Für diesen Nachbau, Replikation genannt, können Fondsgesellschaften zwei unterschiedliche Verfahren einsetzen: die volle und die synthetische Replikation.
ETFs mit voller Replikation
Volle Replikation bedeutet, dass ein ETF tatsächlich alle Wertpapiere besitzt, die auch in dem Index enthalten sind, den der Fonds abbildet. Verfolgt ein voll nachgebauter ETF also die Wertentwicklung des DAX, dann enthält er die 40 Aktien des DAX in derselben Gewichtung wie im Index. Die Abbildung erfolgt durch Kauf und Verkauf der entsprechenden Aktien der im Index enthaltenen Unternehmen.
ETFs mit synthetischer Replikation
Synthetische, also „künstliche“ ETFs, hingegen bilden einen Index nicht mit den zugrunde liegenden Aktien ab. Sie vollziehen vielmehr durch den Einsatz derivativer Finanzinstrumente die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index nach.
Warum wird das gemacht? In erster Linie, um Kosten für Anleger*innen zu reduzieren. Bei Indizes, die viele Aktien enthalten und die häufig angepasst werden, muss die ETF-Fondsgesellschaft Aktien kaufen und verkaufen. Dabei fallen Kosten, Steuern und weitere Gebühren an. Diese Kosten werden durch die künstliche Replikation verringert.
Zu diesem Zweck greift die Fondsgesellschaft auf Tauschgeschäfte mit einer Gegenpartei zurück, sog. Swaps. Der Anteil an Swaps in einem ETF ist gesetzlich begrenzt und grundsätzlich sind synthetische ETFs nicht mit Nachteilen verbunden. Allerdings fühlen sich viele Anleger*innen unwohl, wenn sie wissen, dass ihr deutscher Aktien-ETF etwa chinesische Anleihen enthalten könnte. Manche Investoren, Stiftungen und Gemeinden etwa, dürfen nicht in solche Instrumente anlegen. Deswegen werden inzwischen hauptsächlich replizierende ETFs angeboten.
Als Sondervermögen vor Ausfall geschützt
ETFs sind wie klassische Fonds Sondervermögen. Das bedeutet, dass weder Fondsgesellschaft noch Gläubiger Zugriff auf das investierte Geld haben. Im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft entsteht für Sie als Anleger*in kein Verlust.
So finden Sie den passenden ETF
Zunächst sollten Sie sich überlegen, in welchen Markt Sie investieren möchten und welcher Index diesen Markt abbildet. Online-Broker und Finanzportale stellen hierfür entsprechende Suchmaschinen bereit. Auf boerse-frankfurt.de finden Sie thematisch gegliederte Auflistungen rund 1.700 hier handelbaren ETFs. Selbstverständlich können Sie sich auch an Ihre*n Bankberater*in wenden.

Neben einem Einmal-Investment in einen oder mehrere ETFs bieten Banken
auch ETF-Sparpläne an. Hier können Sie schon ab 25,00 € monatlich
ETF-Anteile erwerben. Durch den konstanten Betrag erwerben Sie bei
niedrigen Kursen mehr und bei hohen Kursen weniger Anteile.
Kapitel 13
Investmentfonds
Ein Investmentfonds ist eine gemeinschaftliche Kapitalanlage, an der Sie Anteile kaufen und verkaufen können. Durch den Kauf dieser Anteile erwerben Sie von einer Fondsgesellschaft einen Anteil an einem Korb von Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Immobilien oder einer Mischung daraus. Als sog. Sondervermögen ist das Fondsvermögen und damit Ihre Einlagen auch bei einer Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt.
Der große Vorteil von Investmentfonds gerade für Börsenneulinge ist die breite Streuung, d. h. die Fondsgesellschaften verteilen Ihre Geldanlage auf viele verschiedene Wertpapiere und streuen so auch das Risiko.

Geschlossene und offene Investmentfonds
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Investmentfonds: solche, die geschlossen sind und solche, die offen sind.
Geschlossene Fonds dienen in der Regel der Finanzierung eines einzigen Anlageobjekts, etwa eines Einkaufszentrums. Sobald das Anlagevolumen des Fonds erreicht ist, können Anleger*innen keine weiteren Anteile erwerben. Anteile an geschlossenen Fonds verfügen über wenig Liquidität und ein Austritt vor Ende der Fondslaufzeit (meist mehrere Jahre) ist teuer oder gar unmöglich. Ein weiterer Nachteil: Sollte sich das Anlageobjekt als Fehler erweisen, ist das investierte Geld verloren.
Unerfahrene Anleger*innen sollten daher von einem Investment in geschlossene Fonds absehen. Außerdem ist diese Art von Investmentfonds nicht an der Börse handelbar. Deutlich attraktiver und risikoärmer sind offene, börsengehandelte Investmentfonds. Bei diesen unterscheidet man zwischen aktiv und passiv gemanagten Fonds.
Aktive Investmentfonds

Bei aktiv gemanagten Investmentfonds stellen Fondsmanager das Fondsvermögen zusammen, verwalten und schichten es je nach Marktentwicklung um. Das ist die klassische Form eines Investmentfonds. Ziel hierbei ist, die Rendite des Marktes – gemessen an der Entwicklung eines Index oder eines anderen Vergleichsmaßstabs (Benchmark) zu übertreffen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind mitunter langfristige Marktuntersuchungen und Recherchen notwendig. Deshalb sind aktive Investmentfonds mit Verwaltungsgebühren und anderen Kosten verbunden.
Passive Investmentfonds
Bei passiv gemanagten Fonds bildet das Fondsmanagement die Struktur eines Index oder Marktes nach. Diese Nachbildung erfolgt automatisch – ohne eigene Anlageentscheidung. Dadurch sind die Kosten meist niedriger als bei aktiv verwalteten Fonds. Man nennt solche passiv gemanagten Fonds auch ETFs, kurz für Exchange-traded Funds.
Welcher Fonds ist der richtige für mich?
Das wichtigste Kriterium zur Unterscheidung von Fonds ist der Investmentschwerpunkt bzw. die Strategie, die sie verfolgen. So gibt es Fonds, die ausschließlich in große deutsche Unternehmen investieren ebenso wie Fonds mit Schwellenländeranleihen oder Themenfonds, z. B. nach ökologischen Kriterien.
Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt sind die Kosten, da anfallende Gebühren ja von Ihrem Gewinn abgehen. Weiteren Rat zum Für und Wider eines Fonds liefern Ratingagenturen, die Fonds in regelmäßigen Abständen bewerten. In die Bewertungen fließen Analysen zur Unternehmenskultur und der Investmentstrategie der Fondsgesellschaft ein.
Die Performance in der Vergangenheit ist nur bedingt als Auswahlkriterium geeignet, da Sie von der bisherigen Kursentwicklung nicht automatisch auf die zukünftige schließen können.
Für die Auswahl eines passenden Fonds bieten Finanzportale wie das der Börse Frankfurt detaillierte Suchhilfen.
So setzen sich die Gebühren eines Investmentfonds zusammen
Als Anleger*in können Sie jederzeit Fondsanteile von einer Investmentgesellschaft erwerben und verkaufen, wobei die Investmentgesellschaften häufig einen Ausgabeaufschlag zur Deckung ihrer Vertriebskosten verlangen. Etwa 40 Prozent aller in Deutschland angebotenen Fonds werden aber inzwischen auch unkompliziert und kostengünstig wie Aktien an der Börse Frankfurt gehandelt. Die Verwaltungskosten des Fonds werden durch durch die laufende Verwaltungsgebühr gedeckt.
Ausgabe- und Rücknahmepreise der Fondsanteile werden von den Investmentgesellschaften täglich aus den Börsenkursen der enthaltenden Wertpapiere errechnet und veröffentlicht. Zusätzlich zu Ausgabeaufschlag und Verwaltungs-/Managementgebühren erheben viele Fonds eine Performancegebühr. Diese Gebühr wird bei aktiv gemanagten Fonds fällig, wenn ein vorgegebenes Performanceziel bzw. eine Benchmark übertroffen wurde. Die Gebühr beträgt im Allgemeinen zwischen 5 und 25 Prozent. Genaue Auskunft hierüber finden Sie im jeweiligen Fondsprospekt.
Für den Handel Ihrer Fondsanteile über die Börse Frankfurt gibt es permanent aktuelle Preise, nicht nur einmal am Tag, zu denen Sie die Fondsanteile kaufen oder verkaufen können. Der Ausgabeaufschlag entfällt, allerdings fallen Bank- und Börsengebühren an.
Sie haben die Wahl: Erträge ausschütten oder automatisch wieder anlegen lassen
Viele Fonds schütten Erträge, z. B. aus Dividenden der enthaltenen Aktien, einmal im Jahr an die Sparenden aus. Thesaurierende, d. h. sammelnde Fonds legen ihre Erträge direkt wieder im Fondsvermögen an. Solche Investmentfonds sind auf langfristiges Wachstum angelegt.

Sparpläne für Investmentfonds
Nahezu alle Fondsgesellschaften bieten auch Fondssparpläne an: Hier zahlen Sie regelmäßig, meist einmal im Monat, einen bestimmten Betrag, der zum aktuellen Tageskurs in Investmentanteile umgewandelt wird. Durch den konstanten Betrag erwerben Sie bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger Anteile. Um Anteile an Investmentfonds zu kaufen, benötigen Sie ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder Investmentgesellschaft.
Kapitel 14
Optionsscheine
Optionsscheine sind strukturierte Finanzprodukte. Sie werden von Banken oder Wertpapierhandelshäusern herausgegeben und beziehen sich auf einen Basiswert. Basiswerte können Indizes oder Einzelaktien sein. Auch Währungen, Zinssätze und Rohstoffe sind gängige Basiswerte.

Optionsscheine eignen sich zur Umsetzung bestimmter Handelsstrategien und werden in erster Linie von risikobereiten Anleger*innen und für kurzfristige Spekulationen verwendet. Oft kaufen und verkaufen Investor*innen die Papiere schon nach wenigen Tagen oder Wochen wieder.
Optionsscheine reagieren überproportional auf Kursbewegungen eines festgelegten Basiswertes; das macht sie so attraktiv: Schon mit geringem Kapitaleinsatz können sie in kurzer Zeit hohe prozentuale Gewinne erzielen. Allerdings schlägt diese Hebelwirkung auch in die entgegengesetzte Richtung aus: Liegen Sie mit Ihrer Markterwartung falsch und der Basiswert entwickelt sich in eine andere Richtung als die angenommene, verlieren Sie auch überproportional viel bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Die Entwicklung des Basiswertes bestimmt den Kurs Ihres Optionsscheins
Der Preis von Optionsscheinen wird in erster Linie durch die Kursbewegungen des Basiswertes beeinflusst. Daneben gibt es aber noch weitere Faktoren; insbesondere die Schwankungsstärke, also die Volatilität, des Basiswertes.
Call- und Put-Optionsscheine
Außerdem gibt es zwei gegenläufige Grundtypen, die je nach Erwartungshaltung in Bezug auf die Kursentwicklung des Basiswertes sinnvoll einzusetzen sind: Call-Optionsscheine gewinnen grundsätzlich bei steigenden Kursen des Basiswertes an Wert, während Put-Optionsscheine von fallenden Kursen des Basiswertes profitieren.
Call-Optionsscheine: Wertgewinn bei steigenden Kursen
Ein Call-Optionsschein verbrieft das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis in einer bestimmten Menge zu kaufen. Als Basiswert dient wie erwähnt eine bestimmte Aktie, ein Aktienindex, eine Währung oder ein Rohstoff.

Falls Sie nun z. B. denken, dass die Aktie eines bestimmten Unternehmens in naher Zukunft an Wert gewinnt, sichern Sie sich mit einem Call-Optionsschein das Recht auf diese Aktie. Sie benötigen dafür aber nur einen Bruchteil des Wertes der Aktie. Wie groß dieser Bruchteil ist, wird mit dem Bezugsverhältnis ausgedrückt. Eins zu zehn etwa bedeutet: Ein Optionsschein bezieht sich auf ein Zehntel der Aktie.

Beispiel für einen Call-Optionsschein
Basiswert: Siemens AG
Aktienkurs: 75,00 €
Basispreis: 70,00 €
Bezugsverhältnis: 0,1
Laufzeit: 2 Jahre
Kurs des Optionsscheins: 1,30 €
Mit obigem Beispiel könnten Sie während der nächsten zwei Jahre mit zehn Optionsscheinen jederzeit eine Aktie der Siemens AG zum Kurs von 70,00 € (Basispreis) erwerben, unabhängig davon, wo der Aktienkurs aktuell steht. Dieses Recht ist umso mehr wert, je höher die Aktie notiert. Würde die Aktie auf 80,00 € steigen, wäre der Optionsschein 1,62 € wert. Der Optionsschein würde somit um fast 25 Prozent steigen, während die Aktie nur knapp 7 Prozent zulegt. Solche Szenarien können Sie mit Hilfe des Optionsscheinrechners der Börse Frankfurt selbst simulieren.
Europäische und amerikanische Optionstypen
Das Optionsrecht kann bei einigen Scheinen nur am Laufzeitende ausgeübt werden. In diesem Fall spricht man an der Börse von einem „europäischen Optionstyp“. Beim „amerikanischen Optionstyp“ kann das Optionsrecht jederzeit bis zur Fälligkeit ausgeübt werden. Die Laufzeit von Optionsscheinen liegt nach deren Emission meist zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren.
Die meisten Optionsscheine werden am Laufzeitende abgerechnet, selten kommt es zu einer tatsächlichen Lieferung des Basiswertes. Diese Abrechnung nennt man Barausgleich.
Liegt bei einem Call der aktuelle Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis, ist der Optionsschein wertlos verfallen. Das Recht hat dann keinen Wert mehr, weil man den Basiswert ja günstiger direkt am Markt kaufen könnte.
Den meisten Anleger*innen geht es beim Kauf eines Optionsscheins allerdings nur selten darum, das Optionsrecht tatsächlich auszuüben und den Basiswert zu kaufen. Vielmehr lautet das Ziel, auf eine Preissteigerung des Optionsscheins zu setzen und den Optionsschein dann zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen.
Put-Optionsscheine: Fällt der Kurs, steigt Ihr Gewinn
Ein Put-Optionsschein verbrieft das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis in einer bestimmten Menge zu verkaufen. Dieses Recht gewinnt an Wert, wenn der Preis des Basiswertes fällt. Als Inhaber*in eines Put-Optionsscheins profitieren Sie folglich von fallenden Kursen.
Volatilität, Zinsen und Dividenden beeinflussen ebenfalls den Wert von Optionsscheinen
Nicht nur Veränderungen des Basiswertkurses beeinflussen den Kurs eines Optionsscheins. Auch die Volatilität, also die Schwankungsstärke des Basiswertes, ist von großer Bedeutung.
Historische und implizite Volatilität
Man unterscheidet zwischen historischer und impliziter Volatilität. Die historische Volatilität gibt an, wie stark der Kurs eines Finanzinstruments in der Vergangenheit geschwankt ist. Die implizite Volatilität gibt dagegen an, welche Schwankungsstärke in Zukunft für ein bestimmtes Finanzinstrument erwartet wird. Erhöht sich die implizite Volatilität für einen Basiswert, führt dies zu steigenden Preisen der Optionsscheine. Warum ist das so?
Optionsscheine weisen ein asymmetrisches Chance-Risiko-Profil auf. Vereinfacht ausgedrückt: Der maximal mögliche Verlust für Sie als Käufer*in ist – unabhängig von den Schwankungen des Basiswertes – immer auf das eingesetzte Kapital begrenzt. Sie können niemals mehr verlieren, als Sie für den Kauf der Optionsscheine bezahlt haben. Die Gewinnchancen mit einem Optionsschein erhöhen sich allerdings, wenn der Basiswert stärker schwankt und die Kursausschläge größer werden. Daher führt eine steigende implizite Volatilität zu steigenden Preisen für Optionsscheine.
Die Erklärung dafür ist auf dem Terminmarkt zu finden: Die Bank, die die herausgegebenen Optionsscheine absichert, muss höhere Prämien für die Absicherung zahlen, da mit stärkeren Schwankungen die Risiken steigen.
Dies gilt allerdings auch umgekehrt: Eine fallende implizite Volatilität führt zu fallenden Optionsscheinkursen und damit gelegentlich zu unangenehmen Überraschungen für Anleger*innen, die mit dem Einfluss der Volatilität nicht vertraut sind.
Zinsen und Dividenden
Aufgrund ihrer Hebelwirkung benötigen die Emittenten (Herausgeber) der Optionsscheine zur Absicherung erheblich mehr Kapital als Sie zum Kauf der Optionsscheine. Für dieses Kapital stellen die Emittenten Zinskosten in Rechnung, die sie in die Preise der Optionsscheine einrechnen.
Bei Call-Optionsscheinen führen steigende Zinsen daher zu steigenden Preisen. Bei Puts ist es umgekehrt: Hier halten die Emittenten das Kapital, dessen Erträge mit steigenden Zinsen zunehmen. Der Einfluss von Zinsveränderungen ist in der Regel so gering, dass Sie ihn als Anleger*in kaum wahrnehmen werden.
Hält der Emittent Aktien als Absicherungsposition, so vereinnahmt er natürlich auch die entsprechenden Dividendenausschüttungen. Diese Zusatzerträge verringern den Preis von Call-Optionsscheinen und erhöhen die Preise für Puts. Ändert sich die Dividendenerwartung, so beeinflusst das die Preise der Optionsscheine: Unerwartet angekündigte Sonderdividenden eines Unternehmens können zu einem Kursrückgang von Call-Optionsscheinen auf die betreffende Aktie führen.
Laufzeitentwicklung eines Optionsscheins
Generell verliert ein Optionsschein mit Abnahme der Restlaufzeit an Wert, sein Zeitwert verfällt. Gleichzeitig wird dabei aber auch seine Hebelwirkung größer. Um das Kursverhalten eines Optionsscheins besser einschätzen zu können, ist eine Unterscheidung zwischen Scheinen, die „aus dem Geld“, „am Geld“ oder „im Geld“ notieren, erforderlich:
Optionsscheine „aus dem Geld“
Optionsscheine sind aus dem Geld, wenn der vereinbarte Basispreis bei einem Call über dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegt (bzw. bei einem Put unter demselben). Denn dann wäre es besser, den Basiswert über den Markt zu kaufen bzw. zu verkaufen. Das Recht, das der Optionsschein verbrieft, hat keinen Wert mehr.
Je kürzer die Restlaufzeit ist, desto geringer wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Optionsschein wieder ins Geld kommen, d.h. einen inneren Wert erreichen könnte.
Optionsscheine „am Geld“
Ist ein Optionsschein am Geld, entspricht der vereinbarte Basispreis ungefähr dem aktuellen Kurs des Basiswertes. Diese Optionsscheine besitzen oft eine vergleichsweise hohe Hebelwirkung und vollziehen enorme Kurssprünge in beide Richtungen. Die Unsicherheit bei solchen Optionsscheinen drückt sich in einem sehr hohen Zeitwertanteil aus. Diese Papiere leiden daher in den letzten Monaten ihrer Laufzeit auch am stärksten unter dem Zeitwertverlust.
Optionsscheine „im Geld“
Optionsscheine sind im Geld, wenn der vereinbarte Basispreis bei einem Call unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegt (bzw. bei einem Put über demselben). Diese Optionsscheine besitzen einen hohen inneren Wert und der Zeitwertanteil ist vergleichsweise gering. Der Zeitwertverlust ist daher eher moderat. Die Hebelwirkung ist geringer als bei Optionsscheinen „am Geld“.
Risiken von Optionsscheinen
Wie eingangs erwähnt, bergen Optionsscheine einige Risiken. Besonders Börseneinsteiger sollten sich diese Risiken stets vergegenwärtigen. Deshalb hier nochmal das Wichtigste in Kürze zusammengefasst:
Begrenzte Laufzeit
Die Laufzeit eines Optionsscheins ist befristet. Die Rechte, die Sie mit einem Optionsschein erwerben, können während der Laufzeit an Wert verlieren oder am Ende der Laufzeit verfallen. Je kürzer die Restlaufzeit eines Optionsscheins ist, desto größer kann das Risiko eines Wertverlusts sein, da der Zeitwertverfall bei Herannahen des Fälligkeitstermins besonders groß und die verbleibende Spekulationszeit gering ist.
Vorsicht bei Fremdwährungen
Notiert der Basiswert in einer anderen Währung als dem Euro, so trägt der*die Anleger*in zusätzlich ein Währungsrisiko, da sich der innere Wert des Finanzinstruments in der Fremdwährung berechnet.
Bonität
Bei nahezu allen strukturierten Finanzprodukten handelt es sich rechtlich um Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Bei Zahlungsschwierigkeiten oder Insolvenz des Emittenten ist das investierte Kapital nicht geschützt. Die Anleger*innen tragen daher das sog. Bonitätsrisiko.
Kapitel 15
Zertifikate
Zertifikate bieten Anlagemöglichkeiten für jeden Geschmack, denn mit ihnen lassen sich vielfältige Strategien umsetzen. Manche Zertifikate locken mit Bonus und Sicherheitspuffer, andere bieten Garantien oder gewähren Discounts, etwa auf Aktien. Es lohnt sich für Anleger*innen, sich mit dieser Anlageklasse zu befassen. Vielleicht ist das passende Investment für die eigenen Anlageziele dabei. Zertifikate eignen sich besonders für exotische Märkte oder spezielle Trendthemen. Komplexere Formen, die dann häufig als strukturierte Produkte bezeichnet werden, bieten Chancen in Seitwärtsmärkten ohne starke Kursschwankugen.

Zertifikate sind, ähnlich wie Anleihen, Schuldverschreibungen eines Emittenten ‒ in diesem Fall einer Bank. Sie verbrieft den Käufern des Zertifikats, an der Preisentwicklung eines Basiswertes beteiligt zu sein. Dieser Basiswert ist häufig eine Aktie, ein Index oder ein speziell zusammengestellter Aktienkorb. Aber auch Zertifikate auf Wechselkurse, Devisen, Zinssätze oder Rohstoffe werden angeboten.

Sicherheit und Risiko: Zertifikate eignen sich für alle Anlagetypen
Viele Zertifikate vollziehen die Bewegungen ihres Basiswertes eins zu eins nach. Sie können diese auch gegenläufig nachbilden. So kann der Kurs des Zertifikats steigen, wenn der ihm zugrunde liegende Index fällt. Es gibt zudem eine ganze Reihe an Zertifikaten, die Preisbewegungen über- oder unterproportional nachvollziehen. Das nennt man einen Hebel und die Wertpapiere Hebel-Zertifikate. Der Hebel erhöht zwar die Renditechancen, steigert aber auch das Risiko.
Einige Zertifikate sind mit Sicherheitsschwellen oder Höchsterträgen ausgestattet, die sich auf das Chance-Risiko-Profil und die Kursentwicklung des Zertifikats auswirken. Je nachdem, welche Ausgestaltung ein Zertifikat vorweist, richtet es sich an sicherheitsorientierte oder an risikofreudige Anleger*innen.
So finden Sie Ihr passendes Zertifikat
Zunächst sollten Sie sich überlegen, in welchen Markt, Index oder welche Strategie Sie investieren möchten. Dann prüfen Sie, ob hierfür ein entsprechendes Zertifikat existiert. Die Übersicht zum Zertifikatehandel an der Börse Frankfurt finden Sie auf boerse-frankfurt.de. Auch Online-Broker und andere Finanzportale stellen zu diesem Zweck entsprechende Suchhilfen bereit.
Meist finden sich mehrere Anbieter mit ähnlich strukturierten Zertifikaten. Achten Sie deshalb besonders auf die Kosten, vor allem auf den Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufskurs (Spread). Informieren Sie sich auch über die Bonität des Emittenten.
Die wichtigsten Merkmale von Zertifikaten
- Beim Kauf oder Verkauf fallen in der Regel keine oder nur geringe Ausgabeaufschläge und Managementgebühren an.
- Selbst komplexe Depotstrukturen lassen sich durch kleine Bezugsverhältnisse mit kleinen Beträgen kostengünstig nachvollziehen.
- Zertifikate sind börsentäglich fortlaufend handelbar. Die Emittenten stellen permanent verbindliche Kauf- und Verkaufskurse.
- Mit einigen Zertifikaten können Sie als Anleger*in auch von seitwärts tendierenden Märkten oder von fallenden Kursen profitieren.
Laufzeit: am besten unbegrenzt
Zertifikate haben üblicherweise eine feste, meist mehrjährige Laufzeit. Inzwischen gibt es allerdings eine Reihe von Zertifikaten, die, ähnlich einer sog. ewigen Anleihe, keinen festen Rückzahlungstermin haben. Der Vorteil: Langfristig orientierte Anleger*innen ersparen sich Aufwand und Kosten für den Erwerb von Folgezertifikaten.
Das Bezugsverhältnis
Ein einziges Zertifikat, etwa ein Index-Zertifikat auf DAX®, wäre natürlich sehr teuer, würde es den vollen Index im Verhältnis eins zu eins abbilden. Daher wählt der Emittent häufig kleinere Bezugsverhältnisse, etwa von 1 zu 10 oder 1 zu 100.
Ein Beispiel: Ein Index-Zertifikat bildet den DAX-Index im Verhältnis 1 zu 100 nach. Notiert DAX bei 10.000 Punkten, hat das Papier einen Wert von 100,00 €. Anleger*innen können also schon mit geringen Beträgen an der Kursentwicklung des gesamten Index teilhaben und haben jederzeit Transparenz über den Wert ihrer Anlage.
Der Spread entscheidet
Der Emittent eines Zertifikats stellt in der Regel permanent Kauf- und Verkaufspreise, die sog. Geld- und Briefkurse. Dadurch lassen sich die Anteile jederzeit zum aktuellen Marktpreis kaufen und verkaufen. Der Spread, also die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs, ist ein wichtiger Kostenfaktor für die Anleger*innen.
Ein weiteres Beispiel: DAX steht bei 10.000 Punkten und Sie möchten ein Index-Zertifikat mit dem Bezugsverhältnis 1 zu 100 kaufen. Der Emittent bietet das Zertifikat für etwa 100,00 € zum Kauf an, das Rückkaufangebot liegt gleichzeitig bei 99,96 €. Der Spread beträgt also 4 Cent oder relativ ausgedrückt: 0,04 Prozent des Kaufkurses. Der Kurs des Zertifikats muss also erst einmal um diese 4 Cent steigen, bevor man es zum Einstandspreis wieder verkaufen kann.
Stehen verschiedene Zertifikate mit gleicher Ausstattung, d. h. auf denselben Basiswert mit ähnlicher Laufzeit und vergleichbarem Bezugsverhältnis, zur Auswahl, sollten Sie die relative Handelsspanne zwischen An- und Verkaufskurs beachten.
Die Risiken von Zertifikaten
Auch wenn Zertifikate sich zumeist auf Aktien oder Aktienindizes beziehen, sind sie rein rechtlich gesehen Verbriefungen. Das bedeutet, sie beinhalten keinerlei Eigentumsrechte an den Unternehmen, auf die sie sich beziehen. Anleger*innen erhalten mit ihrem Investment lediglich ein Schuldrecht gegenüber dem Emittenten, dem Herausgeber des Zertifikats, dem sie vorübergehend ihr Geld überlassen.
